Geschlechtsrolle

(Zuletzt bearbeitet im August 2021).

Der Begriff „Geschlechtsrolle“ bezeichnet das für das männliche oder weibliche Geschlecht kulturell als angemessen betrachtete (erwartete oder vorgeschriebene) Verhalten der Geschlechter (Irenäus Eibl-Eibesfeldt).“

Ein Mann oder eine Frau kann innerhalb einer Beziehung eine bestimmte, einem Geschlecht zugedachte Rolle einnehmen. Sie kann der weiblichen oder den männlichen Vorgaben entsprechen. Dies setzt aber voraus dass es so was wie Geschlechtsrollen überhaupt gibt, was aber von manchen vehement bestritten wird.

Die wissenschaftlich fundierte Realität ist aber anders.

Untersucht man kulturvergleichend, welche Aufgaben Männer und Frauen erfüllen, dann lassen sich in allen Kultzuren deutliche Unterschiede nachweisen.

Als typisch männlich gelten die Zeugung von Nachkommen, das Jagen von Großwild, der Schutz der Familie und die politische Vertretung der Gesellschaft nach außen hin.

Als typisch weiblich gelten das Empfangen von Kindern, das Gebären, das Stillen und die Aufzucht der Kleinkinder, das Führen des Haushaltes sowie die Sorge um den sozialen Zusammenhalt der Gruppe.

Dieses mit dem Anspruch auf Wissenschaftlichkeit geschriebene Kapitel  birgt indessen Sprengstoff, denn diese Wahrheit ist für manche schwer zu akzeptieren. Die Existenz von Geschlechtsrollen  wird per se, ganz besonders aber deren Entwicklung in Frage gestellt. In der Meinung mancher ideologisch infiltrierter Wissenschafter entwickelt sich die Geschlechtsrolle nicht, sie wird aufgezwungen.

Diskussionen dieser Art werden üblicherweise sehr leidenschaftlich geführt, – leider auf Kosten der Wahrheit. Gerade die Geschlechtsrolle und deren Entwicklung sind ein Kernthema des Feminismus, der sich darauf aufbaut, dass Rollenbilder grundsätzlich erlernt, also von der Gesellschaft aufgezwungen wären.

Dass es genügend Beweise gibt, die dies widerlegen wird dabei tunlichst verschwiegen, ja sogar wider besseres Wissen geleugnet.

Die Entwicklung der Geschlechtsidentität

„Geschlechtsidentität“ hat indessen mit Geschlechtsrolle wenig zu tun. Dieser Begriffe beschreibt, in welchem der beiden Geschlechter sich ein Mensch identifiziert. Die Frage ist nicht „bin ich eine Frau oder ein Mann?“, oder „Werde ich als Frau oder Mann wahrgenommen?“, sondern „Definiere ich mich selbst als männlich oder weiblich?“. Weil die Ausgestaltung des Körpers mit der Geschlechtsidentität nicht zwangsläufig zusammenpassen muss, gibt es das Phänomen der „Transsexualität“.

Die Entwicklung der Geschlechtsidentität wird zunächst chromosomal, dann hormonell gesteuert, sie ist also eine biologische Dimension. Hat ein Kind einmal die Selbstkategorisierung als männlich oder weiblich erreicht, was bereits mit 2-3 Jahren der Fall ist, ist diese gegen spätere Einflüsse resistent. Diese Meinung hat sich in den letzten Jahren in der Wissenschaft durchgesetzt, auch wenn in Laienkreisen noch immer gegenteilige Behauptungen üblich sind.

Die Erziehung eines Jungen als Mädchen scheitert

Ein eindrucksvolles Beispiel für die Geschlechtsrolle als angeborenes Verhalten ist ein genetisch und hormonell gesunder Junge, der bei einem Beschneidungsversuch seinen Penis verliert. Als Folge dieses Dramas entschließen sich die Ärzte gemeinsam mit den Eltern ihn als Mädchen aufzuziehen, er wird mit Östrogenen behandelt, kastriert und mittels Vaginoplastik mit einer Vagina ausgestattet. Er sollte sein Leben als Frau führen. Doch der Versuch scheitert. Die Identifikation mit der weiblichen Geschlechtsrolle gelingt nicht, obwohl die nicht geschlechtskonforme Erziehung bereits mit dem 7. Lebensmonat begonnen wurde.  Die irrige Meinung, man könne eine Geschlechtsrolle einfach zuweisen hat sich als schwerer Kunstfehler der Psychologie herausgestellt. (J.Durden-Smith und D. Desimone 1983).

Gendefekte in der Dominikanischen Republik

Ein in der Dominikanischen Republik gehäuft auftretender Gendefekt ist ein weiteres plakatives Beispiel für die Unmöglichkeit, (falsche) Geschlechtsrollen zuzuweisen, auch wenn dies zunächst aus Unwissenheit geschieht. Der Hintergrund ist ein auf Grund eines Gendefektes auftretender Hormonmangel, weswegen chromosomale Jungen mit weiblich anmutenden Geschlechtsorganen zur Welt kommen. Sie werden daher als Mädchen erzogen, bis das in der Pubertät einschießende Testosteron den Phaenotypus vermännlicht. Es wächst der Penis, die Hoden wandern in die Hodensäcke und es entwickeln sich normale Männer.

Trotz einer vom Säuglingsalter an betriebenen Erziehung zur Frau, werden aus den Mädchen in der Pubertät unter dem Einfluss der männlichen Sexualhormone „richtige“ Männer. Sie interessieren sich für Mädchen und schlafen auch mit ihnen. Dies gilt als weiterer Beweis für die Unerheblichkeit der Sozialisation im Hinblick auf die Entwicklung der Geschlechtsrolle.

Die Hormone wiegen mehr als die Erziehung

Werden ungeborene Mädchen während der Embryonalentwicklung zu hohen Androgendosen ausgesetzt, entwickeln sich männliche Geschlechtsorgane. Es handelt sich dann um Mädchen mit einem Penis. In der Literatur sind sieben solche Fälle beschrieben, vier von ihnen leben als Frauen, drei als Männer (J.Money und J.Dalery 1976). Grundsätzlich handelt es sich um ein Thema aus der Intersexualiutät.

Bei beiden mussten zur Komplettierung des Erscheinungsbildes chirurgische Eingriffe durchgeführt werden, bei den als Frauen Lebenden die plastische Wiederherstellung der weiblichen Geschlechtsorgane, bei den als Männer lebenden die Entfernung der Ovarien und eine Hormonbehandlung.

Die Frauen zeigten ein auffallend burschikoses Verhalten, die Männer zeigten Interesse an Frauen, schliefen mit ihnen und ejakulierten eine kleine Menge Flüssigkeit, die wahrscheinlich aus der Prostata stammte.

In beiden Fällen zeigt sich die dominante Rolle der Androgene in der Entwicklung der Geschlechtsrolle: bei den als Frauen lebenden Fällen das burschikose Verhalten trotz Östrogentherapie, bei den „Männern“ das männliche Verhalten inklusive Erektion trotz der weiblichen Chromosomenstruktur.

Das Experiment Kibbuz scheitert

Der Kibbuz ist ein groß angelegtes soziales Experiment, in dem versucht wurde, den utopischen Feminismus des frühen Sozialismus zu verwirklichen. Die Kibbuzbewegung war radikal egalitär und zwar sozial und ökonomisch. Materielle Güter gab es nicht, die Zweierbeziehung wurde unterbunden, Kinder ihrer Mütter beraubt und kommunal  aufgezogen. Frauen zogen sich wie Männer an, da sie den sexuellen Dimorphismus für ein Zeichen ihrer Inferiorität hielten.

Das Leben im Kibbuz ist vielfach dokumentiert. Fest steht, dass dieses Modell der egalitären Gesellschaftsstruktur als gescheitert gilt. Die feministische Revolution führte binnen nur einer Generation zu einer femininen Gegenrevolution, weil die Frauen die ihnen zugedachten konservativen Rollen einnehmen wollten. Sie wehrten sich gegen den Raub ihrer Kinder und revoltierten gegen die Abschaffung der Paarbeziehung. Sie weigerten sich, als Frauen Männerarbeit verrichten zu müssen, weil sie dafür nicht geschaffen sein. Das Kibbuzexperiment zeigt sehr deutlich die Grenzen der ideologischen Manipulierbarkeit des Menschen auf. (Eibl-Eibesfeldt: Die Biologie des menschlichen Verhaltens).

Zusammenfassung

Im Gegensatz zur weitverbreiteten Meinung, Geschlechtsrollen würden von der Gesellschaft zugewiesen werden, scheint das typisch männliche und typisch weibliche Verhalten ein genetisches Korrelat zu haben. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass die Sozialisation eine bereits festgelegte Selbstidentifikation als Mann oder Frau nicht egalisieren kann.