Die sexuelle Ausrichtung

Was sind sexuelle Praeferenzen (Vorlieben)?
Sexuelle Erregungsmuster richten sich nach ganz konkreten Vorlieben (Praeferenzen), die sich spätestens mit der Pubertät im Gehirn festgesetzt haben und danach als unveränderbar gelten. Die Unveränderbarkeit ist dann von Bedeutung, wenn die Erregungsmuster nicht den Vorstellungen entsprechen, die als normal empfunden werden. Unveränderbarkeit heisst, dass eine Therapie mit dem Ziel einer Heilung nicht erfolgversprechend sein wird, heisst aber nicht, dass man ihnen zwingend folgen muss, denn es werden Haupt- von Nebenströmungen unterschieden.
(Bsp.: wenn ein heterosexueller Mann auf blonde Frauen fixiert ist, wird es ihm unter gewissen Voraussetzungen nichts ausmachen, mit einer dunkelhaarigen Partnerin Sex zu haben.)
Sexuelle Praeferenzen werden eingeteilt in die Auswahl des bevorzugten Geschlechtes (sexuelle Orientierung), der bevorzugten Alterklasse (sexuelle Ausrichtung) und die Auswahl aller anderer Attribte eines potenziellen Sexualpertners (Haarfarbe, Körperbau, Gestik, Geruch, u.v.a.m.).

Die Prägung der sexuellen Praeferenzen
Wie alle Eigenschaften eines Menschen werden auch die sexuellen Praeferenzen multifaktoriell geprägt. In der sexuellen Entwicklung unterscheiden wir 3 Größen: die somatosexuelle, die psychosexuelle und die soziozexuelle Entwicklung.
Die biologischen Vorgaben (somatosexuelle Entwicklung) werden durch die Erziehung (psychosexuelle Entwicklung) und die eigenen Erfahrungen (soziosexuelle Entwicklung) praezisiert und modifiziert. Die Pubertät gilt als einer der entscheidenden somatosexuellen Entwicklungsschübe, während der persönliche Erfahrungen, wie etwa der erzieherische Einfluss der Eltern und des Umfeldes in Form von Verhaltens- und Erregungsmustern sexualisiert werden.

Die sexuelle Ausrichtung
Die sexuelle Ausrichtung beschreibt das bevorzugte Alter des Sexualpartners. „Bevorzugt“ deshalb, weil es auch hierbei Haupt- und Nebenströmungen gibt, die eine gewisse Bandbreite zulassen. Ebenso wie das bevorzugte Geschlecht (sexuelle Orientierung) und das Erscheinungsbild (sexuelle Neigung) unterliegt auch das Alter des potenziellen Sexiualpartners einer multifaktoriellen Prägung durch psycho- und soziosexuelle Einflüsse.

Somatosexuelle Prägung der sexuellen Ausrichtung
Die somatosexuelle Entwicklung ist von willkürlichen Einflüssen unabhängig. Sie ist geprägt von biologischen Entwicklungsschritten, die im wesentlichen mittels Hormonen genetisch gesteuert werden.
Die Evolutionsbiologie spielt natürlich auch im Bezug auf die sexuelle Ausrichtung (= das Alter des Partners) eine entscheidende Rolle. Geht man davon aus, dass die Sexualität primär den Zweck der Fortpflanzung erfüllt (was bei uns Menschen zugegebenermassen nur bedingt zutrifft!), ist es naheliegend, dass in Paarbeziehungen der Mann älter ist als seine Frau. Die Partnerwahl von Männern und Frauen scheint auch diesem Paradigma in weiten Bereichen zu folgen. Dass sich Männer öfter für jüngere Partnerinnen und Frauen öfter für ältere Partner begeistern, entspricht mit größter Wahrscheinlichkeit einem genetisierten Verhaltensmuster.

Hierfür sprechen mehrere Fakten.
1. Der junge Mann hinkt bis zur Mitte der dritten Lebensdekade in der körperlichen und geistigen Entwicklung gegenüber der Frau um einige Jahre hinterher. „Männer werden einfach später erwachsen, deshalb seien gleichaltrige Männer für junge, intellegente Frauen nicht Interessant!“ wird der Psychologe Sejkora in der Presse vom 31. Mai 2009 zitiert. Diese Entwicklungsverspätung ist nicht der Ausdruck eines Defizits, sondern die Folge des „Prinzips des höheren Aufwandes“, dem die Männer unterliegen (=> siehe dort!). Gleichaltrige junge Männer und Frauen verfolgen nicht dieselben Ziele, während Männer mit 20 noch als Jugendliche zu gelten haben, sind Mädchen desselben Alters bereits junge Frauen mit dem Wunsch auf Familiengründung.
2. Die Fortpflanzungsfähigkeit der Frau endet spätestens mit dem  40. Lebensjahr, dem Beginn der Praemenopause. Dieser kurzen Zeit der Reproduktionsfähigkeit steht eine lebenslange Zeugungsfähigkeit der Männer gegenüber. Die Eile bei der Fortpflanzung, die „biologische Uhr“ ist ein weibliches Phaenomen mit biologischem Hintergrund.
3. Die Aufgabe der Männer bei der Fortpflanzung ist neben der Samenspende die Vertretung der Familie nach aussen. Die Wahrnehmung der männlichen Rolle, wie die Sorge um die materielle Ausstattung der Familie und deren Verteidigung, bedarf einer gewissen Reife, die bei Männern sicher deutlich später  vorausgesetzt werden kann als bei Frauen. „Oft seine Männer zwar nicht optisch attraktiv. Aber ihr Geld (Berlusconi), ihre Macht (Berlusconi), ihr Erfolg (wieder: Berlusconi) wiegen die abnehmende körperliche Attraktivität, so je eine vorhanden war, auf.“ (Psychologe Klaus Sejkora in der Presse vom 31.5.2009).

Unter den Aspekten der Rollenteilung innerhalb der Beziehung ist die gesellschaftliche Norm des älteren Mannes und der jüngeren Frau als durchaus sinnvoll und begründet zu sehen.
Bei diesen Bertrachtungen steht die reproduktive Dimension der Sexualität im Vordergrund, die anderen Dimensionen (Lust und Kommunikation) wurden bewusst ausgeklammert. Sie werden eher von der psycho- und der soziosexuellen Entwicklung berührt.

Soziosexuelle Prägung der sexuellen Ausrichtung
Man kann davon ausgehen, dass gesellschaftliche Normen generell bei der Auswahl des Partners eine große Rolle spielen. Wir erleben dies aktuell (Mai 2009) an Silvio Berlusconi, der durch ein Nahverhältnis zu einer 18-Jährigen in politische Bedrängnis geriet.
Die Gesellschaft gibt also Normen vor, die vom Einzelnen als Gegebenheiten wahrgenommen werden und die zu erfüllen sind. Normen werden befolgt um dem geltenden gesellschaftlichen Konsens zu entsprechen. Wohl im Bewusstsein, dass die Nichtbefolgung zu Stigmatisierung, möglicherweise sogar zur Kriminalisierung führen kann.
Bezugnehmend auf die oben bereits abgehandelten Argumente aus der somatosexuellen Entwicklung gilt als akzeptiert, wenn der Mann älter ist als die Frau. Hier scheint die Öffentlichkeit sehr großzügig zu sein, relativ alte Männer „dürfen“ sehr viele jüngerer Frauen haben, ohne bestehenden Reglements zuwider zu handeln. Sollte eine Frau einen jüngerern Liebhaber bevorzugen, ist es mit dem Verständnis sehr viel schneller vorbei.

Selbstverständlich liesse sich an solchen Normen arbeiten. Doch es hat kaum jemand daran Interesse, da sie ja durchaus einleuchtenden evolutionsbiologischen Vorgaben Folgen (=>siehe oben!).

Psychosexuelle Ausprägung der sexuellen Ausrichtung
Die psychosexuelle Entwicklung subsummiert sämtliche praepubertäre Einflüsse auf die Psyche des Heranwachsenden, die schliesslich in der Pubertät sexualisiert und zementiert werden. Hier werden anhand von Vorbildern Wertvorstellungen geschaffen, hier wird entschieden, was erlaubt ist und was nicht, aber auch was begehrenswert ist und was nicht. Unsere Gesellschaft ist durch einen auffallenden Jugendwahn geprägt, dessen Besonderheit es zu sein scheint, dass die als attraktiv (anziehend) praesentierten Männer und Frauen immer jünger werden.

Jünglinge werden als Männer tituliert, Mädchen als Frauen. Der Wegbereiter für diese Entwicklung ist vor allem die Werbeindustrie, sei es auf Plakaten, in Zeitungen, Werbespots, aber auch auf den Laufstegen der internationalen Modewelt. Ich sehe mich immer und überall mit Beispielen für diese These konfrontiert und behaupte, dass genau diese Tendenz der Wegbereiter für eine besondere Form der sexuellen Ausrichtung ist, der Neoterophilie. (Neoterophilie ist das Begehren von Heranwachsenden).

Die sexuelle Ausrichtung auf heranwachsende Frauen und Männer wird als Parthenophilie bzw. Ephebophilie bezeichnet. Beide Formen der sexuellen Ausrichtung stellen eine Sonderform dar, die in unserer Gesellschaft nicht geduldet, aber dennoch weit verbreitet  und vor allem gefördert wird. Eine ganz ähnliche Rolle wie bei der Förderung der sexuellen Ausrichtung auf (zu) junge Körper spielt die Werbeindustrie bei der Verbreitung von Eßstörungen, denn die favorisierten Models sind nicht nur zu jung, sondern auch zu mager.