Testosteronsubstitution und Herzinfarkt und Schlaganfall

Das Gerücht, Testosteron führe zu cardiovasculären Komplikationen (das sind Komplikationen im Gefäßsystem mit der Gefahr einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden) kursiert schon seit langem und wird gegensätzlich diskutiert.

Ich zitiere aus dem Journal der ESSM, der Europäischen Gesellschaft für Sexualmedizin. In der Ausgabe vom Juli 2011 schreiben die Herren Giovanni Corona, Mario Maggi und Frau Guilia Rastrelli über „Testosterone and cardiovascular disease, sie beleuchten hier das testosteronbedingte Risiko für cardiovasculäre Erkrankungen.

Ich zitiere aus dem Text: „Obwohl eine Andropause beim Mann nicht existiert, sind viel Männer miteinem alterungsbedingten Testosteronabfall konfrontiert. Dabei zeichnet sich ein Zusammenhang zwischen niedrigem Testosteron und cardiovasculären Erkrankungen ab. Es ist aber nicht so einfach heraus zu finden, was hier die Ursache und was die Folge ist. Obwohl niedriges Testosteron als Ursache für die Entstehung cardiovasculärer Erkrankungen gelten kann, ist auch der umgekehrte Weg möglich. Man kann spekulieren, dass übergewichtsbedingter Testosteronmangel eine Art adaptiver Mechanismus ist. Tatsächlich können wir nicht ausschliessen, dass der niedrige Testosteronwert eine Art Schutzmechanismus für übergewichtige Männer darstellt indem er testosteronbedingte Aktivitäten (wie zB Sexualität und anstrengende Arbeit) abstellt, die in Falle von Übergewicht nicht zumutbar sind.“

Übergewichtige Patienten haben weniger Testosteron als schlanke, das wissen wir schon lange. Die Idee, dass dies so gewollt ist, um die Männer vor zu anstrengenden Tätigkeiten zu schützen, ist interessant. Zweifelsohne sollte man als Arzt hier vorsichtig sein. Gebe ich einemübergewichigen Mann Testosteron steigert man dessen Aktivität. Und das kann natürlich nicht gewünschte Auswirkungen haben. Der übergewichtige Mann könnte durch Testosteron in eine Situation gebracht werden, der er rein körperlich nicht gewachsen ist.

Zweifelsohne sind das gewichtige Argumente! Doch auch in diesem Paper ist eindeutig festgehalten, dass Testosteron nicht zu cardiovasculären Komplikationen führt. Es seht lediglich geschrieben, dass eine Testosteronsubstitution durch die Aktivitätssteigerung gefäßkranker, übergewichtiger Männer einen Herzinfarkt (oder Schlaganfall) auslösen könnte.

Conclusio: bei übergewichtigen, unsportlichen Männern kann sich die Gabe von Testosteron über eine Aktivitätssteigerung negativ auswirken. Obwohl gerade dieses Kollektiv zur Verbesserung ihrer Vitalitätsparameter Testosteron benötigen würde, muss man Vorsicht walten lassen. Ich nehme diese Erkenntnisse natürlich sehr ernst und verlange von allen stark übergewichtigen Männern vor einer Testosteronsubstitution eine cardiologische Kontrolle inklusive Belastungs-EKG.