Übergewicht bei jungen Männern

Kinder sind nicht Menschen ohne Sexualität. Auch wenn der Hoden noch keinerlei Hormone produziert, stehen heranwachsende Buben unter dem Einfluss des Sexualhormons DHEA. Es weckt noch lange vor der Pubertät das Interesse an der Sexualität, meist an Sexualität mit dem anderen Geschlecht. Dieser Hinweis auf das „andere“ Geschlecht kommt nicht von ungefähr, denn im späteren Leben homosexuelle Männer interessieren sich schon jetzt nicht für das andere, sondern für das eigene Geschlecht ( – was ein Indikator dafür ist, dass die sexuelle Orientierung schon lange vor der Pubertät determiniert ist.)

Was gebe es für einen besseren Beweis für kindliche Sexualität als die allerseits bekannten „Doktorspiele“, bei denen eben nicht nur das Herz abgehört wird, sondern gerade auch die Genitalien inspiziert werden.

Das ist gut so und soll so sein.

Kinder sind sexuelle Wesen, so wie wir alle sexuelle Wesen sind, – in jedem Lebensalter und zu jeder Zeit. Leider wird die sexuelle Entwicklung vor allem der Buben in zunehmendem Maße gestört: durch einen Überschuss an Östrogenen, den weiblichen Hormonen. Östrogene überschwemmen unser Land. Sie stammen aus der Anti-Baby-Pille, die Frauen täglich einnehmen, aus den Weichmachern der Kunststofflaschen und den Pflanzenschutzmitteln, die die Bauern mehr oder weniger auf ihre Felder bringen. Über die Kanalisation und den Regen gelangen sie schließlich in unsere Flüsse und ins Trinkwasser. Buben mit Östrogenüberschuss entwickeln sich nicht zu ihrem Vorteil. Sie sind meist übergewichtig, träge und unsportlich. Und weil sie weniger aktiv sind und ihren Sport meist vor dem Laptop machen, kommt es zu einer weiteren Verschärfung dieses Teufelskreises, denn ein Mangel an Bewegung vermindert wieder die körpereigene Testosteronproduktion und fördert die Bildung von weiblichen Hormonen in den Fettzellen. Betroffene Buben wissen über ihre Defizite Bescheid und leiden häufig an einer Störung des sexuellen Selbstwertes. Es gibt keinen Zweifel, dass der übergewichtige junge Mann auch von den Mädchen als wenig begehrenswert beurteilt wird. Der Grund für die Konsultation des Männerarztes liegt aber häufig in einem sehr viel intimeren und tabuisierten Bereich: in einer genitalen Minderausstattung. Tatsächlich kommen Mütter (tatsächlich sind es meist die Mütter die sich um ihre Söhne Sorgen machen!) mit ihren übergewichtigen Söhnen in meine Sprechstunde. Ihnen fällt schlichtweg auf, dass sich die Größe des Penis nicht in der Weise entwickelt wie sie sich das vorstellen würden.

Misst man bei diesen Jungen die Hormonspiegel wird das bestätigt was man hätte erwarten können: solche Jungen verfügen leider über nur geringe Testosteronmengen, statt dessen aber sehr wohl über ganz erstaunliche Mengen an weiblichen Hormonen.

Dies lässt sich leicht erklären: die im noch unreifen Hoden gebildeten geringen Mengen an Testosteron werden in den reichlich vorhandenen Fettzellen in weibliche Hormone – Östrogene – umgewandelt, ein Vorgang, der beim schlanken Burschen wegen des Fehlen von Fettzellen gar nicht möglich ist.

Um die Zusammenhänge zu verstehen muss man wissen, dass die Körperfettzelle eine hormonell aktive Zelle ist: sie produziert Östrogene und überschwemmt damit den Körper. Deswegen können sich übergewichtige Jungen nicht im erwartbaren Ausmaß in Richtung Mann entwickeln. „Erwartbar“ ist hier übrigens jenes Maß an Androgenizität (Männlichkeit), die am ehesten zur inneren Zufriedenheit mit dem eigenen Körper führt. Genau diese innere – nicht vordergründige – Zufriedenheit mit dem eigenen Körper ist ein wichtiger Bestandteil der Männergesundheit.

 

Dr. Georg Pfau, Männerarzt und Sexualmediziner

Überarbeitet im Juni 2021