Hodenkrebs

(Zuletzt bearbeitet im August 2021).

Der Hodenkrebs ist der häufigste Krebs junger Männer.

Ich bin als Männerarzt immer wieder damit konfrontiert, – das ist die schlechte Nachricht, die gute Nachricht ist wohl, dass der Hodenkrebs gut heilbar ist, vorausgesetzt er wird möglichst früh diagnostiziert.

Ein wesentlicher Beitrag zur Früherkennung ist die Vorsorgeuntersuchung, die schon bei jungen Männern auch die Untersuchung der Hoden umfassen sollte. Dafür müssen die Hoden abgetastet werden, noch besser werden sie aber mit Ultraschall untersucht.

Nicht jeder Arzt verfügt über so ein Ultraschallgerät. Ich habe es mir angewöhnt, bei jeder Vorsorgeuntersuchung – selbstverständlich nach vorhergehendem Einverständnis des Patienten – auch die Hoden mittels Ultraschall zu untersuchen. Als Männerarzt verfügt meine Praxis über ein modernes Ultraschallgerät.

Ich rate zu einer jährlichen Vorsorgeuntersuchung inklusive Hodenuntersuchung. Eine solche Vorsorgeuntersuchung verursacht keine Kosten und „geht“ über eCArd.

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ERHÖHT CANNABISKONSUM DAS RISIKO FÜR HODENKREBS?

Jeder Tatort-Fan kennt Professor Boerne. Er ist der Gerichtsmediziner, der in den Tatortfolgenaus Münster den Gerichtsmediziner spielt und tatkräftig an der Aufklärung der Fälle mitarbeitet. Bei der Sendung vom 24. Juli 2016 philosophiert Boerne über eine Risikovergrößerung für Hodenkrebs duch Cannabiskonsum.

Dies hat die Frage aufgeworfen, ob die Behauptung, dass Cannabis das Risiko für Hodenkrebs erhöht tatsächlich stimmt.

Der folgende Artikel stammt aus „SPIEGEL-ONLINE“ (Quellenangabe) und ist im Original dort nach zu lesen:

Professor Boerne, der sich wegen einer eigenhändig diagnostizierten Leberkrankheit selbst in die onkologische Station einer Klinik eingewiesen hat, ist groß darin, andere zu belehren. Auch im aktuellen Münster-„Tatort“, der am Sonntagabend (24. Juki 2016) die Zuschauermarke von 13 Millionen knackte, prahlte Boerne, gespielt von Jan Josef Liefers, mit seinem umfassenden Medizinerwissen: „Kiffen erhöht das Hodenkrebsrisiko um 70 Prozent“, behauptete der Professor.

Stimmt das?

Wirft man einen Blick in die Fachliteratur, findet man tatsächlich drei Studien, die alle in den USA durchgeführt wurden und zeigen: Männer, die Marihuana konsumieren, erkranken statistisch gesehen häufiger an Hodenkrebs als Gleichaltrige, die nie zum Joint greifen. Den Untersuchungen zufolge war insbesondere die Gefahr sogenannter Nichtseminome – das ist die aggressivere Form von Hodenkrebs – gesteigert. Zudem nahm das Hodenkrebsrisiko zu, je häufiger und länger die Kiffer Cannabis konsumierten.

In einer der drei Studien hatten Forscher um Janet Dailing vom Fred Hutchinson Cancer Research Center, Seattle (US-Bundesstaat Washington) 369 Hodenkrebspatienten und 979 Männer gleichen Alters, die nicht erkrankt waren, zu ihrem Cannabis-Konsum befragt. Ergebnis: Wer Marihuana rauchte, hatte demnach tatsächlich ein um etwa 70 Prozent höheres Risiko für Hodenkrebs, berichteten die Wissenschaftler 2009 im Fachmagazin „Cancer“. Vermutlich bezieht sich Boernes Aussage auf diese Studie.

Das Team um Britton Trabert vom National Cancer Institute in Rockville, Maryland, hatte ebenfalls 187 Hodenkrebspatienten und 148 Gesunde in Texas, Louisiana, Arkansas und Oklahoma befragt. Laut dieser Studie war das Risiko für einen Tumor in den Hoden für Cannabis-Konsumenten etwas mehr als doppelt so hoch wie für Nichtkonsumenten, berichteten die Forscher 2010 ebenfalls in der Fachzeitschrift „Cancer“.

John Charles Lacson von der University of Southern California in Los Angeles und sein Team präsentierten 2012 ähnliche Daten: Die Forscher hatten 163 Hodenkrebspatienten und 292 Gesunde zu ihrem Drogenkonsum befragt. Das Krebsrisiko der Cannabis-Konsumenten war etwa doppelt so hoch wie das der Nichtkonsumenten. Männer, die Kokain nahmen, hatten dagegen ein niedrigeres Hodenkrebsrisiko als Nichtkonsumenten.

Lacson und Kollegen haben auch eine Idee, wieso Cannabis das Krebsrisiko erhöhen könnte: Der Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) interagiert mit den sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren, die unter anderem in der Hirnanhangdrüse, im Hypothalamus, aber auch in den männlichen Geschlechtsorganen zu finden sind. Die Rezeptoren, schreiben die Forscher, beeinflussten höchstwahrscheinlich die Spermienproduktion.

„Es ist also plausibel, dass ein zeitlich unpassendes Signal durch zugeführtes THC die Gesundheit der Hoden beeinträchtigt, weil es die ausgeklügelte Signalkette durch körpereigene Cannabinoide stört.“ Bekannt sei bereits, dass Cannabis-Konsumenten einen niedrigeren Testosteronspiegel hätten.

In Deutschland erkranken im Jahr etwa 4000 Männer im Jahr an Hodenkrebs. Die meisten Fälle gibt es in der Altersgruppe von 25 bis 49 Jahren.