Alterungsbedingter Testosteronmangel

Ähnlich wie bei der Frau nimmt auch beim Mann die Hormonproduktion sämtlicher endokriner Drüsen, natürlich auch der Hoden, mit zunehmendem Alter ab. Die Lebenstestosteronkurve des gesunden Mannes kann man sich so vorstellen, daß beginnend mit dem 20. Lebensjahr im Durchschnitt jährlich ein Minus von 1,2% auftritt, anfangs langsamer, dann stärker. Dies muss zunächst keine Probleme machen. Allerdings unterschreitet der Hormonspiegel irgendwann die individuelle Wohlfühlschwelle, was zu den typischen Symptomen führt, die als solche allerdings erst erkannt werden müssen.

Die Interpretation eines laborchemisch gemessenen Testosteronwertes bedarf vieler Erfahrung. Um ihn als „normal“ oder „abnormal“ zu klassifizieren muss man ihn zum Lebensalter, aber auch zur Tageszeit in Relation setzen, denn die circadiane (tageszeitliche) Schwankungsbreite ist erheblich.

Der 30-jährige Mann hat nicht sehr viel weniger Testosteron als der 20-Jährige und doch unterscheiden sie sich ganz gewaltig voneinander. Schon der 30-Jährige hat durchschnittlich wesentlich weniger Lust auf Sex, einen höheren Körperfettanteil und geringere Leistungen im Sport. Die ersten Anzeichen für den Verlust von Testosteron. Echte Mangelerscheinungen mit krankmachendem Potenzial treten meistens um das 40. Lebensjahr auf, manchmal früher, manchmal später. Die durch den alterungsbedingten Testosteronverlust bedingten Befindlichkeitsstörungen nennt man den männlichen Wechsel, das Klimakterium virile (=> siehe dort!)

Dabei ist es von untergeordneter Bedeutung warum es zu einem Hormonmangel kommt. Es kann die altersbedingte Insuffizienz der Hoden oder aber irgendeine Krankheit sein, die den Hormonspiegel beeinträchtigt. Testosteronmangel macht immer die selben Symptome!

Hat sich Ihre Körperarchitektur verändert? – im Sinne einer Vermehrung des Körperfetts bei gleichzeitiger Verminderung der Muskelmasse.
Hat sich Ihre berufliche Belastbarkeit oder Ihre Merkfähigkeit verändert?
Hat sich Ihre Stimmungslage verändert und neigen Sie zu Mutlosigkeit, Zukunftsängsten oder gar zu depressiven Verstimmungen?
Hat sich Ihr Sexualleben verändert, „interessiert“ Sie der Sex nicht mehr so wie früher oder haben Sie gar Erektionsprobleme?

=> dann besteht der DRINGENDE Verdacht auf einen Testosteronmangel!

Es gibt noch zehn sogenannte „Kardinalfragen“, mit denen man einem Testosteronmangel auf die Spur kommen möchte:

  1. Wieviel Sport betrieben Sie? (-je weniger, desto schlechter!)
  2. Wie ist Ihre Stimmungslage?
  3. Wieviel rauchen Sie? (-je mehr, desto schlechter!)
  4. Was taugt Ihr Gedächtnis?
  5. Schlafen Sie gut?
  6. Wie oft haben Sie Spontanerektionen und hat die Häufigkeit abgenommen?
  7. Wieviel Alkohol trinken Sie?
  8. Leiden Sie unter unbegründeten Angstzuständen?
  9. Hat Ihre Libido (Lust auf Sex) in der letzten Zeit abgenommen?
  10. Fühlen Sie sich öfters ohne Grund energielos und ausgelaugt?

Solche und ähnliche Fragenkataloge ersetzen zwar nicht den Labortest und schon gar nicht den Gang zum Arzt, geben aber wertvolle Aufschlüsse über die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Testosteronmangel vorliegt.

Sollten Sie zu dem Schluß kommen, Ihre Beschwerden könnten auf einen Hormonmangel zurück zu führen sein, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, der sich –  ganz speziell – mit den hormonell verursachten Problemen der Männer beschäftigt!

Die Diagnose eines Testosteronmangels muß unter Berücksichtigung der Beschwerden und des Laborbefundes gestellt werden, denn jeder Mann hat seine persönliche Wohlfühlschwelle. Was für den Einen noch genug ist, kann für den Anderen schon zu wenig sein.

Dr. Georg Pfau, Männerarzt

Überarbeitet im Juni 2021