Syphilis
(Zuletzt bearbeitet im August 2021).
Die Syphilis ist wieder da, inzwischen schon ein paar Jährchen, dennoch ist sie noch immer nicht von jedem Fachmann wahrgenommen. In unseren Breiten galt sie jahrzehntelang als ausgestorben, dann war sie eine eher exotische Diagnose, izwischen gehört sie zum täglichen Brot in meiner Praxis. Tatsächlich bin ich so gut wie jeden Tag damit konfrontiert. Es handelt sich um ein meldepflichtige Erkrankung, deswegen kennt man genaue Zahlen. Und die bestätigen einen rasanten Anstieg der Fallzahlen, zumindestens in den Risikokollektiven.
Der größte Teil dieser Infektion fällt auf Männer, die Sex mit Männern haben, also androphil sind.
Das besondere an dieser Krankheit ist, daß sie sich in vielen verschiedenen Formen äussern kann. Das aus dem Lehrbuch bekannte Krankheitsbild ist meistens nicht sichtbar und manche Syphilis wird daher als solche nicht erkannt und falsch oder gar nicht behandelt.
Der Syphilis-Erreger wird fast ausschliesslich durch Sex übertragen. Für die Ansteckung kann schon ein einziges Bakterium ausreichen, Syphilis ist daher hochinfektiös. Alle Sexualpraktiken sind zur Übertragung geeignet, es bedarf nicht einmal einer Penetration. Gemeinsames Verwenden von Sexspielzeug, gemeinsame Masturbation oder Küssen können zur Ansteckung führen, und auch ein Kondom bietet keinen 100%igen Schutz.
Die Symptome sind sehr unterschiedlich und wenn man nicht dran denkt, dass das eine Syphilis sein könnte, sind sie auch leicht zu verwechseln. Es ist daher sehr wichtig, das sexuelle Umfeld des Patienten zu kennen um Rückschlüsse ziehen zu können auf das, was im Bett möglicherweise alles so passiert sein könnte.
Syphilis bei androphilen (homosexuellen) Männern
Das Besondere bei androphilen Männer sind die verschiedenen Arten der Übertragung, resultierend aus den Sexualpraktiken der androphilen Männer. Syphilis kann bei Oralverkehr, Analverkehr, aber auch bei manueller Stimulation übertragen werden. Der Primäraffekt ist daher vielgestaltig und an den verschiedensten Körperstellen lokalisiert. Ein schwuler Mann, der glaubt, er könnte sich mit Syphilis angesteckt haben, sollte einen erfahrenen Arzt aufsuchen.
Texterweiterung am 10 12 2021:
Die Lage rund um die Syphilis wird ernster, inzwischen hatte ich bereits zwei Fälle von Neurosyphilis. Dabei gelangen die Erreger der Syphilis ins Gehirn und machen dort schwerwiegende Symptome wie bei einer Hirnhautentzündung. Dass so etwas eine gefährliche Erkrankung ist, muss nicht extra erwähnt werden.
Doch, wie konnte es so weit kommen?
Die Ursache ist einmal mehr eine Ansteckung, die von den konsultierten Ärzten nicht richtig diagnostiziert wurde. Ohne eine korrekte Diagnose gibt es auch keine korrekte Therapie, weswegen die Stadien der Syphilis ungehindert ablaufen können, bis hin zum Tertiärstadium. Promiske Sexualität bedarf regelmäßiger Kontrolle auf verschiedene sexuell übertragbare Erkrankungen, auch die Syphilis.
München, am 10 12 2021