Infektion mit dem HIVirus

(Zuletzt bearbeitet im August 2021).

Das HIVirus ist der Erreger, welcher unbehandelt zu einem Immundefizit (AIDS) führt. Dank der modernen medikamentösen Therapie ist Tod durch AIDS sehr viel seltener geworden und eigentlich aus zu schließen. Dennoch ist die Behandlung dieser Infektionskrankheit mit Medikamenten nicht die gewünschte Option, sondern deren Verhütung, und weil dies eine Homepage für Praeventionsmedizin ist, werde ich im Folgenden auch ausschliesslich auf Fakten rund um die Praevention dieser Erkrankung eingehen.

Das HIVirus ist ein biologisch bösartiges Virus, weil eine Infektion damit unbehandelt in den meisten Fällen zum Tod führen würde, es ist aber epidemiologisch sehr gutartig, denn eine Übertragung ist nicht so einfach möglich. Dies ist auch der Grund, warum man sich vor HIV-positiven Patienten nicht fürchten muß. Der normale Umgang mit HIV-Patienten kann nicht zu einer Ansteckung führen.

Nur gewisse Körperflüssigkeiten verfügen über so große Viruskonzentrationen, daß bei deren Übertragung auch eine Ansteckung erfolgen kann. Dazu gehören das Blut, das Sperma (der Samen des Mannes), aber auch die Vaginalflüssigkeit der Frau.

Normalerweise wird im Alltag kaum Blut fliessen, es sei denn, es verletzt sich jemand. Dann ist Vorsicht geboten, denn Blut eines unbehandelten HIV-positiven Patienten ist hochinfektiös.

Beim Sex gilt, daß es nicht zum Ausstausch von Körperflüssigkeiten kommen soll. Speichel enthält auch Viren, Küssen ist aber dennoch relativ sicher. Es gibt kaum Fälle, bei denen die Übertragung des HIV durch Speichel dokumentiert ist, auch wenn man dies nicht sicher ausschliessen kann.

Sperma ist hochinfektiös, weil es große Mengen an HIV enthält. Daher gilt: kein Sperma in den Körper des Sexualpartners*, weder vaginal, noch oral, noch anal, noch in die Augen (conjunctival). Man sagt, dass der rezeptive Part in der Sexualität sehr gefährlich lebt, rezeptiv bezeichnet jenen Partner, der den Samen aufnimmt.

Oraler Sex kann gefährlich sein, denn sowohl Sperma als auch Vaginalflüssigkeit können beim Oralsex übertragen werden. Kein Mann kann seinen Samenerguß so genau steuern, daß er sicher sein kann, nicht vorzeitig zu ejakulieren. Beim Oralsex kommt es auch zum Ausstausch von Scheidensekret, auch dieses ist hochinfektiös und daher ist Vorsicht geboten.

Analverkehr birgt weitere Gefahren, denn hier kommt es nicht nur zum Austausch von Sperma, sondern sehr häufig auch zu Blutungen. Analverkehr mit unbekannten Sexualpartnern ist daher als risikoreich zu beurteilen, selbst dann, wenn ein Kondom verwendet wird.

Zu Beginn der 80-er jahre wurde die Generation der sexuell aktiven schwulen Männer in dramatischer Weise dezimiert. Jeder Arzt erinnert sich mit Schrecken an die Hilflosigkeit der Medizin gegenüber dieser neuen Seuche namens AIDS. Vor diesem Hintergrund ist die kolportierte Behauptung „es reiche für die Bekämpfung des HIV ein gutes Immunsystem“ unverständlich und verantwortungslos. Luc Montagnier – der Entdecker des HI-Virus – wurde für seine Leistung mit dem Nobelpreis belohnt. Ob dieses ihm zugeschrieben Zitat wirklich von ihm stammt, möchte ich bezweifeln. Fest steht jedenfalls, dass es Unsinn ist und trotzdem immer wieder zitiert wird. Zu viele Menschen sind an der Infektion mit diesem Virus gestorben. Die seriöse Medizin hat sich von diesem Statement bereits distanziert. Im Internet wird auch behauptet, man könne Viren nicht beweisen, weil man sie nicht sehen könne. Auch das ist Unsinn. Es gibt Unmengen von Photographien von Viren, die mit modernen Elektronenmikroskopen gemacht wurden.

Möchte man eine Ansteckung mit HIV vermeiden, ist es nicht erforderlich, gänzlich auf Sex zu verzichten. Dies zu propagieren wäre weltfremd und würde Personen mit HIV-Infektionen diskriminieren. Man muß aber gewisse Regeln beachten:

1. kein Austausch von Blut, Sperma oder Vaginalsekret in den Körper des Partners*, also kein Sekret in jedwede Körperhöhle und auch nicht auf die Augen. Sex ausschliesslich mit Kondom. Vorsicht: Kondome können reissen. Nur erfahrene Männer können damit ausreichend umgehen.

2. Mein Rat: Einschränkung des Liebesspielrepertoirs. Nicht alles, was im Vorspiel üblich ist, ist „safe“. Daher keinen „hemmungslosen“ Sex ohne Kenntnis des Blutbefundes.

3. Der Blutbefund ist ein Antikörpertest und daher nur bedingt aktuell. Die Zeitspanne, in der ein Antikörpertest positiv wird, kann bis zu 12 Wochen betragen. Und dies ist eine lange Zeit.

4. Die Praeexpositionsprophylaxe  (PreP) ist durchaus empfehlenswert, wenn promisker Sex gepflogen wird. Nach einem Aufklärungsgespräch verordne ich gerne das von der europäischen Arzneimittelkommission empfohlene Präparat.

Es gibt Studien, die belegen, daß der beschnittene Penis weniger leicht zur Eintrittspforte für das HI-Virus wird. Das ist wohl deshalb, weil nach Entfernung der Vorhaut die Schleimhaut des Penis verhornt und das Virus derart verhornte Epithelien nicht durchdringen kann. Eine Beschneidung schützt sicher nicht vor AIDS, sie macht aber eine HIV-Infektion weniger wahrscheinlich!

Sollten Sie Fragen zu diesem Thema haben, stehe ich gerne zur Verfügung.