Marihuana – das Männergift

Der Konsum von Marihuana wird zu Unrecht und zum Nachteil vor allem der Männer verharmlost. Wie seriöse Untersuchungen zeigen, führt regelmäßiger Konsum von Cannabis zu Erkrankungen der männlichen Fortpflanzungsorgane mit weitreichenden Folgen.

Die bundesdeutschen Pläne zur teilweisen Freigabe von Cannabis stoßen auch in der Justiz auf Widerstand, – das berichtet die F.A.Z am 14. August 2023. Die Behauptung, die Pläne würden die Justiz erheblich entlasten, wird von der Richtervereinigung zurückgewiesen. Es wäre das Gegenteil der Fall, die Neuregelung schaffe neue Straftatbestände und wäre der Anlass für eine Mehrbelastung des Justizsystems.

Nun, dies ist die Meinung der Richtervereinigung der Bundesrepublik Deutschland. Leider ist dieses Thema kaum sachlich diskutierbar, weil es zu sehr politisiert ist. Die Linken sind für die Freigabe, die Rechten für deren Verhinderung. Die Politisierung verhindert dabei eine sachliche Information über gesundheitliche Folgen.

Es war immer mein oberstes Ziel, mich aus der Politik herauszuhalten, schließlich möchte ich Arzt sein für alle Menschen, die mir ihr Vertrauen schenken, unabhängig von deren politischer Überzeugung. Das Aufzeigen von Gefahren im Zusammenhang mit einer politisch motivierten Maßnahme, wie eben der Freigabe von Cannabis, sehe ich aber dennoch als meine Pflicht.

Und Gefahren gibt es allemal, vor allem für die Männer, – die meiner Erfahrung nach auch die Hauptkonsumenten von Cannabis sind.

Zunächst besteht bei Freigabe der Droge die Gefahr, dass noch mehr nicht ausgewachsene, adoleszente Personen der Droge habhaft und zu Konsumenten werden könnten. In allen politischen Lagern gibt es keinen Zweifel, dass Cannabis die Entwicklung eines noch unreifen Gehirns beeinträchtigt. Noch nie in meiner gesamten Karriere habe ich so häufig die Diagnose der „drogeninduzierten paranoiden Schizophrenie“ gelesen wie in den letzten Jahren; Tendenz steigend. Und die Garantie, dass Erwachsene ihre zu Hause lagernden Drogenbestände wirksam vor Jugendlichen schützen, kann wohl niemand übernehmen.

Zum Zweiten beschädigt Cannabis die Hoden der Männer, und das gleich in mehrfacher Hinsicht.

Zum besseren Verständnis: der Hoden produziert Spermien und Testosteron. Seine Funktionalität ist somit für das männliche Erscheinungsbild, seine Sexualität, seine allgemeine Befindlichkeit allein verantwortlich, und natürlich auch für seine Fruchtbarkeit.

Schon vor etlichen Jahren kursierten drei US-amerikanische Studien durch die Fachliteratur, die allesamt beweisen, dass Männer, die Marihuana konsumieren, statistisch gesehen häufiger an Hodenkrebs erkranken als Gleichaltrige, die nie zum Joint griffen. Dabei steigt das Risiko, je häufiger und länger die Kiffer Cannabis konsumieren. Wer Marihuana rauchte, hatte demnach tatsächlich ein um etwa 70 Prozent höheres Risiko für Hodenkrebs, berichteten die Wissenschaftler (Forscher um Janet Dailing vom Fred Hutchinson Cancer Research Center, Seattle 2009 im Fachmagazin „Cancer“). Laut einer anderen Studie (John Charles Lacson von der University of Southern California in Los Angeles und sein Team) war das Risiko für einen Tumor in den Hoden für Cannabis-Konsumenten etwas mehr als doppelt so hoch wie für Nichtkonsumenten. Dies berichteten die Forscher 2010 ebenfalls in der Fachzeitschrift „Cancer“.

Der Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) interagiert mit den sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren, die unter anderem in der Hirnanhangdrüse, im Hypothalamus, aber auch in den männlichen Geschlechtsorganen zu finden sind. Es wird somit die Produktion der „Männerhormone“ LH und FSH gehemmt. LH ist für die Bereitstellung von Testosteron, dem Männerhormon verantwortlich. Durch die Hemmung von LH wird auch die Testosteronsynthese vermindert, was zu mannigfaltigen Symptomen führt, unter anderem einer Beeinträchtigung der Psyche. Tatsächlich kommen sehr viele Marihuanakonsumenten mit den Symptomen eines Testosteronmangels zu mir in die Praxis, diese sind vor allem psychogener Natur, wie Depression, Lustlosigkeit und „Null-Bock-Syndrom“. Meist werden diese Männer dann mit Antidepressiva behandelt. Kaum ein Therapeut spricht die eigentliche Thematik an, nämlich die Konsumation von Cannabis.

Weltweit wird eine Abnahme der Spermienanzahl festgestellt, was einher geht mit einer Verminderung der Fruchtbarkeit der Männer. „Insgesamt ist in den letzten 46 Jahren weltweit ein signifikanter Rückgang der Spermienzahl um mehr als 50 % zu beobachten“ wird der Forscher Hagai Levine in der FAZ vom 14.08.2023 zitiert. Kamen die Männer in früheren Untersuchungen noch auf 101 Millionen Spermien pro Milliliter Samen, sind es heute nur noch 49 Millionen. Der Rückgang der Spermienanzahl ist nicht nur ein Maß für eine verminderte Fruchtbarkeit der Männer, sondern auch für deren allgemeinen Gesundheitszustand. Niedrige Werte werden mit einem erhöhten Risiko für chronische Krankheiten in Verbindung gebracht.

Tierversuche an Rhesusaffen untermauern den Zusammenhang von THC-Konsumation und Spermaqualität: „Unsere Analyse hat ergeben, dass der Konsum von THC erhebliche negative Auswirkungen hat auf die männlichen Fortpflanzungshormone der Tiere“, erklärt Jamie Lo, Hauptautorin der Studie, in „National Geographic“. „Wir haben sowohl ein Abfallen des Testosteronspiegels und eine Abnahme der Hodengröße, teilweise um 50%, festgestellt.

Es ist auch meine Erfahrung aus der Praxis, dass es keinen sensibleren Indikator für Männergesundheit gibt als die Qualität des Samens. Deshalb ist ein Spermiogramm ein fixer Bestandteil der von mir angebotenen Männeruntersuchung („Männercheck“), ganz egal ob Kinderwunsch besteht oder nicht.  

Zusammenfassung: neben Übergewicht, Bewegungsmangel, Alkohol hat vor allem die Konsumation von Marihuana negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Männer. Neben einer Zunahme der Fälle von Hodenkrebs führt es zu einem Mangel der Hypophysenhormone LH und FSH und als Folge zu Testosteronmangel und einer Verminderung der Samenqualität. Das Hodenvolumen schrumpft unter THC bei Rhesusaffen bis zu 50%.

 

Dr. Georg Pfau, Männerarzt im August 2023