Fitnessnews April 2023 „Hitzewallungen, Prostatagesundheit, Kopfbälle“

Hitzewallungen

Hitzewallungen werden von Frauen und Männern als äußerst unangenehm wahrgenommen und können die Lebensqualität vermindern. 45 bis 90 Prozent aller Frauen leiden in den Wechseljahren an Hitzewallungen, die Symptome halten etwa durch 7 Jahre an. Sie werden daher als „typisch weiblich im fortgeschrittenen Alter“ wahrgenommen.

Dass Hitzewallungen aber auch schon sehr viel früher auftreten können, und dann vor allem bei Männern, ist hingegen nicht so weit bekannt.

Doch von vorne: Östrogene und Androgene (Männerhormone) beeinflussen das Temperaturregulationszentrum in der Art, dass die Wärmeabgabe des Körpers vermindert wird. Bei einem Mangel an Östrogenen und Androgenen wird das Signal so vermittelt, dass eben vermehrt Wärme abgeben werden soll. Deswegen werden die Hautgefäße weiter gestellt, die Haut wird besser durchblutet mit dem Zweck mehr Hitze abzustrahlen. Dies wird als Hitzegefühl wahrgenommen.

Eine Hormontherapie könnte die Beschwerden recht gut lindern, doch können weibliche Sexualhormone nicht so einfach verschrieben werden. Sie erhöhen das Thromboserisiko und auch das Risiko für Brustkrebs. Hormonfreie Alternativen wirken nicht so gut, deshalb arbeitet die Pharmaindustrie an hormonfreien Alternativen. Ein solches Medikament ist derzeit in der Pipeline und könnte in absehbarer Zeit zugelassen werden. Fezolinetant ist ein NK3-Rezeptoragonist, der das Temperaturregulationszentrum beeinflusst. Wohlgemerkt: dieses Medikament ist noch nicht auf dem Markt. Anfragen an Ärzte, – die zuständigen Ärzte sind wohl die Gynäkologen -, sind daher verfrüht.

Bei Männern gestaltet sich die Sachlage grundsätzlich anders. Auch sie durchlaufen eine Art Klimakterium (Wechsel), aber schon einige Jahre früher als die Frauen und mit andauernden Symptomen. Bei Männern gilt: Beschwerden durch Hormonmangel bedürfen einer Behandlung, die darauf abzielt, die hormonelle Situation zu verbessern.

Hormonmangel gibt es bei Männern nicht nur im Rahmen des Wechsels, also als Folge des Alterns, sondern aus den verschiedensten Gründen schon sehr viel früher. Jeder Hormonmangel macht Beschwerden, diese können sein: Hitzewallungen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Verminderung der sexuellen Appetenz und Depressionen. Der durch „Hypogonadismus“ (Mangel an Männerhormonen) verbundene Symptomenmix wird in der Medizin häufig als „Burn-Out“ diagnostiziert. Als Behandlung gibt es dann meist Psychophamaka anstatt von Hormonen.

Mein Rat: ein Hormoncheck ist einfach und kostengünstig, und: wird meistens von der Krankenkasse bezahlt.

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Prostatagesundheit

Professor Peter Albers, Direktor der Klinik für Urologie am Uniklinikum Düsseldorf, gab der Redakteurin der F.A.Z am 16.04.2023 ein Interview zum Thema Prostatakrebs.

„Es war überraschend, dass Patienten, bei denen die Krankheit bereits vor 10 Jahren diagnostiziert wurde, nach 15 Jahren noch nicht daran gestorben waren“. („Nur“) jeder zehnte Patient entwickle Metastasen. Um Patienten einer wirksamen Therapie zuzuführen, riet er im Umgang mit dem Prostatakrebs zu einer sorgfältigen Überwachung und warnte gleichzeitig vor einer Übertherapie.

Die Früherkennung und die Therapie einer Krebserkrankung ist ein sehr wichtiges Thema in der Medizin, dem große Bedeutung beigemessen wird, das aber bei entsprechender Mitarbeit der Patienten in Österreich schon recht gut funktioniert.

Sträflich unterbewertet wird allerdings die Prävention, das sind jene Maßnahmen, die den Ausbruch einer Erkrankung weniger wahrscheinlich machen.

„Krankheit verhindern statt Therapie“ heißt die Devise.

Für den Prostatakrebs gibt es dafür sehr gute Daten:

Demnach wären der wichtigsten Risikofaktoren für eine Erkrankung an Prostatakrebs Übergewicht und Bewegungsmangel. Diese Erkenntnis ist epidemiologisch sehr gut abgesichert: jeder höher das Durchschnittsgewicht einer Population, desto mehr Fälle an Prostatakrebs treten auf.

Der zweitwichtigste Risikofaktor wäre der Alkoholgenuss: je mehr Alkohol getrunken wird, desto höher die Erkrankungsrate.

Wenn man nun auch ins Kalkül zieht, dass Konsumenten größerer Mengen an Alkohol meist auch übergewichtig sind und an Bewegungsmangel leiden, dann wird einem Einiges klar.

Ein interessanter Risikofaktor für die Entstehung eines Prostatakrebses ist auch Vitamin-D-Mangel.

Dunkelhäutige Männer leiden öfter an Prostatakrebs als Hellhäutige, weil durch die starke Hautpigmentation ein Vitamin-D-Mangel häufiger ist.

Die Messung des Vitamin D-Spiegels bei Männern ist daher fachlich begründet.

Testosterongabe erhöht nicht die Erkrankungsrate an Prostatakrebs (vorausgesetzt sie wird fachgerecht durchgeführt).

Das genetische Risiko darf nicht außer Acht gelassen werden. Prostatakrebs bei erstgradigen Verwandten erhöht das Risiko, selbst daran zu erkranken.

Für diese Patientengruppe gilt als Präventionsoption:

  1. Gesund leben, Bewegung machen, schlank bleiben, Alkohol in Maßen, Vitamin D-Check und rege Sexualität (Primärprävention)
  2. Regelmäßige Checks in mit zunehmendem Alter steigender Frequenz (Sekundärprävention)

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Kopfbälle

„Fußball ist, wie Sport überhaupt, eine relevante Säule der Demenzprävention“. So – berichtet die F.A.Z. im April dieses Jahres – endet die jüngste Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.

Sie wie jeder Sport beugt auch Fußball Herz-Kreislauf- und  Lungenerkrankungen vor, denn schließlich ist Fußball ein Laufsport. Und über die wunderbare Auswirkung von Laufen auf den Gesamtorganismus sind schon tonnenweise Bücher geschrieben worden.

Fußball wäre also ein gesunder Sport, wenn denn da die Unart des Kopfballes nicht wäre, der nach Meinung der Neurologen schwere gesundheitliche Probleme des Gehirns nach sich ziehen könnte.

Der Kopfball, so Fachleute, gehöre daher schlichtweg verboten.

„So will das der Fachverband aber nicht formulieren, stattdessen konstatiert man mit Blick auf das Demenzrisiko von langjährigen Fußballern einen „Anlass zur Sorge““ (FAZ-Zitat).

Laut einer schwedischen Studie ist das Risiko eines Hirnleidens bei Fußballern um das Anderthalbfache erhöht, wobei die Verteidiger besonders gefährdet sind, Tormänner aber nicht.

Die Briten stellten die Schweden nochmals in den Schatten: sie stellten ein um das Dreieinhalbfache erhöhte Risiko im Vergleich zur Gesamtbevölkerung fest.

Wie dem auch sei: auch dem Fachunkundigen ist es einleuchtend, dass so ein Ball mit all seiner Energie schlecht für den Schädel sein muss mit seinem kostbaren Inhalt, dem Gehirn.

Daher, liebe Fußballer: spielt leidenschaftlich Fußball, aber bleibt auf der Hut und meidet Kopfbälle so gut es geht.

Auch sportlicher Ehrgeiz sollte seine Grenzen haben.

Dr. Georg Pfau, Männerarzt