Die Diskussion um das Impfen
Der „Lancet“ – eine als hochseriös angesehene medizinische Fachzeitschrift – veröffentlichte im Jahre 1998 eine Studie, dass die weit verbreitete Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln zu einer Beschädigung des Immunsystems und zu Autismus führe. Als eigentlich schädliche Substanz wäre das als Konservierungsmittel verwendete Thiomersal entlarvt worden.
Es ist nicht schwer zu verstehen, dass diese Studie Wasser war auf die Mühlen jener Bevölkerungsschichten, in denen sich eine große Schar an Impfgegnern gebildet hatte. Es ist kurios, dass gerade gebildete Schichten und Besserverdiener Impfungen und deren Nutzen besonders kritisch gegenüberstehen, – dazu aber später. Zunächst mal zurück zu unserer Geschichte, deren weiterer Verlauf eine unerwartete Wendung nahm.
Einige Jahre später, so berichte die österreichische „PRESSE“ stellte sich heraus, dass diese Studie gefälscht war. Ein britischer Forscher wollte einem Anwalt eine lukrative Klage gegen einen Pharmakonzern ermöglichen. 2010 zog der „Lancet“ die Studie zurück, der besagte Forscher bekam Berufsverbot.
Trotz aller Widerrufe blieb aber der angerichtete Schaden. Nach wie vor berufen sich Impfgegner auf diese Studie und selbst Pharmareferenten verkünden stolz von ihren „thiomersalfreien“ Produkten, von denen es in der Zwischenzeit mehr als genügend gibt.
In der Zwischenzeit stiegen die Masernfälle, ganz besonders in den USA. In den ersten 4 Wochen dieses Jahres wurden alleine in Kalifornien 91 Masernfälle erfasst. Dies ist besonders bemerkenswert, als die USA im Jahre 2000 die Masern für ausgerottet erklärten, ein Erfolg, der unzweifelhaft der konsequent betriebenen Masernimpfkampagne zu zu schreiben war. Masern ist keine Bagatellerkrankung, ganz im Gegenteil, es handelt sich um einen Virusinfekt mit hoher Komplikationsrate. Und so sehr die oben geschilderte Geschichte von den Impfgegnern als Argument für ihre Aversion instrumentalisiert wurde, so wenig wurde von ihrem Ausgang Notiz genommen.
Die Rehabilitation blieb aus, sehr zum Leidwesen jener Personen, die unter von den Masern bewirkten dauerhaften Gesundheitsschäden zu leiden haben.
Zur Diskussion rund um die Impfung gegen das SARS-CoV-2-Virus bin ich selbstverständlich auch Befürworter, solange die Impfung freiwillig bleibt.
Für mich als Arzt bleibt die grundsätzliche Frage, warum gerade gebildete und besser verdienende Menschen der Schulmedizin, die ja auch die Impfkampagne betreibt, so voreingenommen gegenüberstehen. Es ist das Verdienst der Schulmedizin, dass unsere Lebenserwartung stetig steigt und auch die Chancen gesund alt zu werden.
Zudem wird die wachsende Bevölkerungsdichte – bald gibt es 10 Milliarden Menschen (!) – Maßnahmen erforderlich machen, an die wir bis dato nicht mal nachzudenken wagten. Doch das ist eine andere Geschichte.
Überabeitet in Meran am 1. Juni 2021