Über die Fruchtbarkeit der Männer

Der evolutionäre Auftrag an den Mann ist seine Gene unter die Frauen zu bringen. Das mag zwar ernüchternd klingen, muss es aber nicht. Denn schließlich kommt es drauf an, was ein Mann aus diesem Auftrag macht. Der Mensch ist ein kultiviertes Wesen. Er hat es verstanden seiner Sexualität noch andere Inhalte zu geben als den der bloßen Fortpflanzung. So dient sie dem Lustgewinn oder auch der Kommunikation. Ein Mann sagt ja etwas wenn er mit seiner Frau schläft. Zum Beispiel: „Ich liebe Dich!“, oder wenigstens „Ich begehre Dich!“

Nur 4% aller Pärchen beabsichtigen beim Sex ein Kind zu zeugen, diese eindrucksvolle Zahl lässt die reproduktive Dimension als Motiv für Sexualität ganz schön blass aussehen, 96% machen also Sex aus anderen Gründen, eben der der Kommunikation oder der Lust. So weit die Fakten.

Dennoch: irgendwann kommt (fast) jeder Mann in die Situation eine Familie gründen zu wollen. Die Fortpflanzung ist ein Grundbedürfnis von Männern und Frauen, deren Nichterfüllung zu Krankheit führen kann. Auch Männern reagieren nicht gleichgültig, wenn sie erfahren müssen, dass sie keine Kinder zeugen können. Dank der modernen Reproduktionsmedizin gibt es heute viele Methoden dennoch zum ersehnten Nachwuchs zu kommen, der beste aller Wege zum eigenen Kind bleibt aber ganz normale, von Liebe getragene Sexualität. Ein Kind sollte aus einem Akt der Liebe entstehen, und nicht in der Retorte. Selbstverständlich sind die Methoden der Reproduktionsmedizin legitim wenn es darum geht einem Pärchen zum eigenen Kind zu verhelfen, das soll hier gar nicht kritisiert werden! Hier geht es darum dass manche Männer mit ihrem Samen ganz schön fahrlässig umgehen. Denen soll hier ins Gewissen geredet werden.

Um die Fruchtbarkeit von Männern ist es heute sehr schlecht bestellt. Trotz Gesundheitsbewusstsein hat die Samenqualität vor allem junger Männer in den letzten Jahrzehnten stark nachgelassen. Hierfür gibt es viele Gründe: Ernährung und Übergewicht, Alkohol und Drogen, Pestizide und Umweltverschmutzung. Die Samenfäden sind sehr verletzlich, sie reagieren auf die verschiedensten Gifte sehr empfindlich. Dabei sollte man nicht vergessen, dass die Fähigkeit zur Zeugung eines Kindes ein ganz wesentlicher Bestandteil der Männergesundheit ist.

Auch das Sperma eines gesunden Mannes sollte gesund sein.

Es wäre daher an der Zeit, den Männern klar zu machen, dass sie selbst über die Vitalität ihres Samens mitbestimmen könnten. Eben durch „Lifestyle“: Spermien reagieren sehr empfindlich auf Nikotin, Drogen oder Alkohol.

Ich habe diesen Artikel für eine Sportzeitschrift geschrieben, und das hat natürlich seinen guten Grund. Zunächst könnte man sich fragen, was hat den Sport mit Samenqualität zu tun? Für den Insider gibt es allerdings mehrere Zusammenhänge, die kaum bekannt geworden sind.

Zunächst einmal ist es der Leistungsport, der sich schlecht auf die Fortpflanzungsfähigkeit der Männer auswirkt. Das wissen wir schon lange und: es gilt übrigens auch für die Frauen. Derartige Probleme aus dem Leistungssport sind allerdings meist reversibel. Sollten  Sie also gerade ein Kind zeugen wollen, rate ich Ihnen zunächst jeden Leistungssport bleiben zu lassen. Bis Ihre Frau schwanger ist, dann dürfen Sie wieder Marathon laufen, sofern Ihnen noch genügend Zeit bleibt.

Da bliebe noch jener Gruppe von Männern ins Gewissen zu reden, die glauben ihre sportlichen Ziele nur mit der Unterstützung anaboler Substanzen erreichen zu können. Genau diese Männer beschäftigen mich in meiner Praxis am nachhaltigsten, denn in vielen Fällen genügt es nicht, einfach nur abzuwarten. Abgesehen davon, dass Sie sich der Gefahr aussetzen als unbescholtene Bürger mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, leben Sie sehr gefährlich im Hinblick auf ihre Fruchtbarkeit.

Meine Herren, seien Sie auch noch so jung, es wird die Zeit kommen und Sie werden eine Familie gründen wollen. Dann werden Sie von jenen Jugendsünden eingeholt, deren Auswirkungen ihnen damals, viele Jahre vor der Absicht Kinder haben zu wollen, ganz einfach egal waren.

Vogel-Strauss-Politik rächt sich ganz sicher. Sollte Sie sich durch meine Zeilen betroffen fühlen, rate ich Ihnen einen Check zu machen inklusive Spermiogramm. Das tut nicht weh und gibt Gewissheit.