Historische Wissensmängel als Ursache für Neurosen

(Zuletzt bearbeitet im Juli 2021).

Hippokrates, der Vater aller Ärzte, beschäftigte sich bereits in der Antike mit der „Heiligen Flüssigkeit“ der Männer, ihrem Samen. Leider sind seine Ausführungen von Grund auf falsch und heute noch die Grundlage für neurotische Entwicklungen rund um den Samen der Männer.

Immer noch hört man Argumente, dass Männer mit ihrem Samen sparsam umgehen müssten. Es würde, so die Begründung für diese Behauptung, möglicherweise bei zu großem Verbrauch an Samen dann, wenn ein Kind gezeugt werden sollte, nicht mehr genügend vorhanden sein. Daraus ergibt sich die Stigmatisierung der  Masturbation als gesundheitsschädlich. Bis ins 20. Jahrhundert wurde gelehrt, dass die Masturbation das Rückenmark beschädige und zur Rückenmarksschwindsucht führe.

Ich zitiere aus dem Originaltext von Hippokrates:

„Die Flüssigkeit ergiesst sich aus dem Gehirn, nach der Lende, dem ganzen Körper und nach dem Rückenmark (….). Ist der Samen in dieses Rückenmark gelangt, so nimmt er seinen Weg an den Nerven vorbei, von den Nerven gelangt er durch die Mitte der Hoden in den Geschlechtsteil (Corpus Hippocraticum, De semine, 1). Die Rückenmarksschwindsucht rührt von dem Rückenmark her. Sie befällt vor allem zu früh Verheiratete und dem Geschlchtsgenuß Ergebene (Corpus Hippokraticum, De Morbis II,51). Das Rückenmark vertrocknet in Folge geschlechtlicher Ausschweifung.
Diese Lehrsätze des Hippokrates aus drei verschiedenen Abhandlungen (Kapferer und Sticker 1995) hatten ihre Gültigkeit und Auswirkungen bis ins    20. Jahrhundert. Noch 1928 konnte man in einem Buch über Kranken-Physiognomik ein Bild eines armen Onanisten betrachten, der ausgezehrt kurz vor der RÜckenmarksschwindsucht stand. (Baumgärtner 1928,92).

Quellenangabe: diese gesamte Zitat stammt wörtlich aus einer Arbeit, die in der Periodischen Zeitschrift der DGSMTW namens „Sexuologie“ veröffentlicht wurde.

Meine Herren! Bei allem Respekt vor der Person eines Hippokrates, dieser Mann irrte hier ganz gewaltig. All diese Ausführungen sind schlichtweg falsch. Der Samen der Männer stammt aus den Hoden, sein Verbrauch beschädigt nicht das Rückenmark oder das Gehirn und führt auch nicht zur Rückenmarksschwindsucht oder zu einer Asthenie. Der Samen ist auch nicht „endlich“, es gibt keinen „letzten Schuß“, ganz im Gegenteil. Es wird umso mehr nachgebildet je mehr verbraucht wird.

Sie dürfen so viel Samen verbrasuchen, wie es Ihnen beliebt!