Über die Eifersucht

(Zuletzt bearbeitet im August 2021).

Eifersucht gibt es immer und überall. Dennoch wird über sie ungern gesprochen, und wenn, dann nur im Kontext mit Negativassoziationen. „Ich bin doch nicht eifersüchtig!“, -mit solchen und ähnlichen Worten weisen Männer und Frauen den bloßen Verdacht zurück, eifersüchtig zu sein.
Wir alle müssen uns im Klaren sein, dass die Eifersucht unser Tun und Handeln ganz wesentlich beeinflusst. Und genauso wie unser Tun und Handeln durch sie beeinflusst wird, beeinflusst sie das Tun und Handeln unserer Partner oder potenzieller Partner, aber auch das von Mitarbeitern, Vorgesetzten und Freunden.
Eifersucht ist eine Emotion mit evolutionärem Hintergrund, niemand kann sich ihr entziehen. Diese Erkenntnis ist eminent wichtig für die Gestaltung von Beziehungen, aber auch für jede erfolgreiche Beziehungstherapie.

Sinn der Eifersucht
Zweifelsfrei liegt die Eifersucht in unseren Genen. Es gibt sie in allen Kulturen und in allen Gesellschaftsschichten. Durch Erziehung kann man sie zwar gestalten, verändern, sie lässt sich aber nicht zum Verschwinden bringen.
Im evolutionären Sinn erfüllt die Eifersucht einen durchaus positiven Zweck, sie ist eine Art „Beziehungswächter“. Und da die beiden Geschlechter Beziehung aber in einem unterschiedlichen Kontext sehen, unterscheiden sich auch die Motive für Eifersucht geschlechtstypisch. Die Sexualität der Männer ist lust- und sexbezogen. Männer wollen ihren Samen platzieren, sind daher auf mögliche Nebenbuhler eifersüchtig. Weibliche Eifersucht zielt hingegen mehr auf emotionale Zuwendung, sogar auf Freundlichkeit, Aufmerksamkeit gegenüber anderen Frauen. Das eigentliche Motiv ist die Bedrohung des Unterhaltes, eine Bedrohung der Konstanz einer Beziehung.
Die Funktion der Eifersucht als Beziehungswächter lässt die Behauptung zu, dass es „Ohne Eifersucht kein Begehren gibt!“. Seien Sie also durchaus auch geschmeichelt, wenn Ihr Partner – ein wenig – eifersüchtig ist.

Spektrum der Eifersucht
Natürlich ist Eifersucht nicht gleich Eifersucht, denn das Spektrum der durch Eifersucht ausgelösten Reaktionen reicht von Beunruhigung bis zu Panik oder Terror. Entspricht die Beunruhigung der Funktion des Beziehungswächters, werden Panik oder Terror sehr schnell zum Beziehungsgift. Dann ist Eifersucht wirklich sehr schnell eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft (Scheiermacher).

Schlussfolgerung
Die Erkenntnisse aus meinen Erfahrungen in der Sexualtherapie rund um das Thema „Eifersucht“ sind kontrovers. Einerseits kann und muss man „Eifersucht“ als etwas Normales wahrnehmen, andererseits gibt es eine immense Scheu, das Thema anzusprechen, weil es negativ besetzt ist.
Die Wahrheit ist wohl, dass das Phänomen Eifersucht für das Gelingen einer Beziehung von großer Bedeutung ist, aber  auch für das Gelingen  einer Sexualtherapie.
Eifersucht zu leugnen wäre der größte Fehler.

Ich habe mir vorgenommen, der Thematik rund um Eifersucht in meinen therapeutischen Sitzungen mit Paaren einen breiteren Raum zu gewähren.

Fragen? georg.pfau@me.com

Quelle
Ich bedanke mich bei Herrn Dr. Alfred Pauls vom Sexualmedizinischen Instutut der Charité in Berlin. Er hat sich des Themas „Eifersucht“ anlässlich der Jahrestagung der „Akademie für Sexualmedizin“ in Regensburg vom 20. Mai bis zum 23. Mai 2009 angenommen und ein Seminar gestaltet.

Diesem Seminar entstammen die Gedanken, die die Grundlage für diesen Artikel sind.