Geschlecht – ein soziales Konstrukt?

„Man wird nicht als Frau geboren, sondern dazu gemacht!“ hat Simone de Beauvoir einmal gesagt. Auslöser für diese unheilvolle These wird wohl John Money gewesen sein, jener berühmt-berüchtigte Psychologe der John-Hopkins-Medical School, der die Lehrmeinung ins Leben rief, dass Neugeborene „sexual nobodies“ seien, also geschlechtslose Wesen, deren geschlechtliche Realität erst durch die Gesellschaft inszeniert wird.

Nun, – John Money irrte.  Wir wissen heute, dass sich neugeborene Jungen und Mädchen nicht nur in deren Äußerem voneinander sichtbar unterscheiden – etwa durch die Genitalien – sondern in der Funktionalität Ihres Gehirns. Hirnspektographische Messungen beweisen, dass das Gehirn von Jungen anders „funktioniert“ als das von Mädchen, und das bereits seit der Geburt, genau genommen spätestens ab der 18. Schwangerschaftswoche.

Was nichts Anderes bedeutet, als dass Buben bereits als Buben zu Welt kommen und Mädchen als Mädchen, keinesfalls als „sexual nobodies“.

Leider hat sich das noch nicht herumgesprochen. Vor allem manche geisteswissenschaftliche Fächer behaupten unter völliger Missachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse nach wie vor, „Geschlecht wäre ausschließlich ein soziales Konstrukt“. Neuerdings gehen Sie sogar noch einen Schritt weiter und behaupten, ein biologisches Geschlecht existiere überhaupt nicht. Und sie richten mit dieser Behauptung riesengroßen Schaden an, an den Männern, an den Frauen und der gesamten Gesellschaft.

Sie beraten Politiker, die – meist ahnungslos in Sachen Biologie – alles glauben, was man ihnen sagt. Das Resultat sind politische Fehlentscheidungen, die schließlich der Gesellschaft schaden, – und uns allen.

Das wohl beste Beispiel hierfür ist die Etablierung der Koedukation in den Schulen. Koedukation bedeutet, dass Jungen und Mädchen gemeinsam in derselben Klasse sitzen, also „gemischter“ Unterricht. Leider hat man dabei etwas vergessen, nämlich das „biologische Prinzip des steten Entwicklungsvorsprunges für die Mädchen“, der einen Entwicklungsrückstand für die Jungen bis zum 18. Leensjahr bedeutet. Laienhaft erklärt bedeutet dies, dass Jungen bis ins Erwachsenenalter in deren körperlicher und geistiger Entwicklung den Mädchen um etwa 2 Jahre hinterher laufen. Jeder weiß, dass Jungen um zwei Jahre später in die Pubertät kommen, die Pubertät aber bedeutet einen Riesensprung für die Entwicklung des Gehirns. Erkennen kann man den Entwicklungsvorsprung der Mädchen an den besseren Noten. Haben Sie gewusst, dass in Österreich fast 50 Prozent der Mädchen eines Jahrganges Matura machen, aber nur 32% der Buben? (Quelle: Statistik Austria, die Werte schwanken etwas von Jahrgang zu Jahrgang, tendenziell bleiben die Zahlen aber gleich). Fest steht, dass die „gemischten Klassen“ einen Nachteil für die Buben bedeuten, weil es denen nicht mögklich ist, mit den schon weiter entwickelten Mädchen mit zu halten. Buben werden daher als die schlechteren Schüler dargestellt, sogals als das dümmere Geschlecht, was an deren Selbstwert nagt. Es handelt sich bei der Etablierung geschlechtergemischter Klassen um einen schweren Fehler in der Pädagogik, der bis heute nicht verstanden wird. Und – so scheint es – auch nicht verstanden werden will.

Die Vernachlässigung der Biologie richtet großen Schaden an. Die Meinung, Geschlecht wäre ein rein soziales Konstrukt impliziert, dass Geschlecht eine beliebig formbare Größe ist. Und tatsächlich ist die Politik daran gegangen, Größen wie „sexuelle Identität“ oder „Geschlechtsrolle“ verändern zu wollen. Die Folge ist eine „Geschlechtsrollendiffusion“, das Ineinanderfließen der Geschlechter. Dieser Vorgang ist schleichend, – er hat auch noch andere Ursachen, die hier zu erläutern zu langwierig wäre – , mit Sicherheit belastet er zunehmend das Verhältnis der beiden Geschlechter zueinander, denn in der Sexualität gilt, dass „Gegensätze sich anziehen“ und nicht „Gleichheit“.

Zusammenfassung: Geschlecht ist nicht ein rein soziales Konstrukt, so wie manche Soziologen dies glaubhaft machen wollen. Es ist das Ergebnis einer primär biologistischen Entwicklung, die im Mutterleib beginnt und sich dann unter dem Einfluß von Hormonen fortsetzt (z.B. Pubertät, Bartwuchs, Geschlechtsreife). Die sozialen und psychologischen Faktoren erweitern das Spektrum dessen, was wir als Geschlecht wahrnehmen, für mehr reichen sie aber nicht. Niemals kann ein Mädchen durch Unterweisung zu einem Jungen gemacht werden, und auch nicht umgekehrt.

© Dr. Georg Pfau Februar 2014

Überarbeitet in Meran im Juni 2o21.