Die Sexualität gleichgeschlechtlich liebender Männer
1. Das Recht auf Sexualität
Grundsätzlich unterliegt die gleichgeschlechtliche Sexualität unter Männern denselben Kriterien wie die Sexualität zwischen Mann und Frau. Der einzige Unterschied ist das Fehlen der reproduktiven Komponente, denn zwei Männer können keine Kinder zeugen.
Dieser Umstand ist aber – im Gegensatz zu den jahrtausendealten Behauptungen, die Sexualität hätte ausschliesslich der Fortpflanzung zu dienen – unwesentlich. Denn erstens sind sich zwei Männer ihrer Unfruchtbarkeit bewusst und die fehlende Möglichkeit zur Konzeption wird kaum einen Leidensdruck verursachen, und zweitens spielt der Wunsch zur Reproduktion auch bei heterosexueller Sexualität nur eine untergeordnete Rolle. Studien behaupten, dass nur 4 Prozent aller Paare, die miteinander sexuell verkehren, den Wunsch nach Fortpflanzung hegen. Bei den restlichen 96 Prozent dient die Sexualität den gleichen Zielen wie die Sexualität unter Männern: der Lust und der Kommunikation.
Christoph Ahlers, Berlin, beschreibt die 3 Dimensionen der Sexualität als die Motivation zur sexuellen Aktivität: a.) die Reproduktion; b.) die Lust und c.) die soziale Interaktion zwischen zwei sich liebenden Menschen. Es genügt nur eines der eben genannten Motive um Sexualität zu rechtfertigen. Hetero- und homosexuelle Paare haben Anspruch auf Sexualität auch ohne den Wunsch nach Zeugung eines Kindes. Deswegen darf Sexualität stattfinden zwischen Menschen, die kein Kind zeugen wollen (und vielleicht verhüten) oder kein Kind zeugen können. Kein Kind zeugen zu „können“ betrifft heterosexuelle Paare bei denen einer der Partner unfruchtbar ist, betrifft Frauen jenseits der Menopause und betrifft auch die Sexiualität zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern.
Wir halten also fest: die lange fesgeschriebene Meinung (v.a. der Kirchen), Sexualität habe ausschliesslich der Fortpflanzung zu dienen, ist wissenschaftlich nicht haltbar. Die menschliche Sexualität dient primär der Kommunikation zwischen zwei Menschen (ja!: Sexualität ist eine Kommunikationsform) und ist daher auch legitim zwischen nicht fortpflanzungswilligen und nicht fortpflanzungsfähigen Menschen. Darunter fallen jedenfalls gkleichgeschlechtliche Paare, egal ob Männer oder Frauen.
Gleichgeschlechtliche Sexualität verfolgt somit die selben Ziele wie die Sexualität verschiedengeschlechtlicher Paare und unterliegt auch denselben Kriterien: sie muss konsensuell erfolgen und darf keinen Schaden an einem der Partner verursachen. Was genau im Bett passiert wird von Paar zu Paar verschieden sein.
2. Der Wegfall des weiblichen Calmierungsfeffektes
Ein wesentliches Merkmal verschiedengeschlechtlicher Sexualität ist die Beteiligung von Mann und Frau, also beider Geschlechter. Die lustbetonte Sexualität der Männer wird korrigiert von der gefühlbetonten Sexualität der Frauen, sodass der größte gemeinsame Nenner, also das, was tatsächlich passiert, wesentlich anders verlaufen wird als Sexualität ohne diesen Calmierungseffekt.
Bei homosexuellen Paaren sind Männer unter sich. Keine Frau zügelt männliche Phantasien. Deswegen ist der Lust der Männer keine Grenze gesetzt und deswegen kommt es sehr viel häufiger zu sexuellen Praktiken, die zwar nicht als deviant klassifiziert werden müssen, wohl aber als paraphil. Dies bedeutet, dass sie wohl „normal“ sind, nicht aber in jedem Fall gesellschaftsfähig. Das Spiel zwischen Sadisten und Masochisten, das Ausleben von Fetischismen oder Rollenspielen wird in der Homosexualität sehr viel häufiger gefunden als bei gleichgeschlechtlichen Paaren. Nicht etwa deswegen, weil Heteromänner weniger häufig paraphile Präferenzen verspüren, – keineswegs! -, sondern weil sie diese Präferenzen nicht ausleben können, um ihre Frauen nicht zu verschrecken. Nicht selten sieht der Sex der Männer mit der eigenen Partnerin völlig anders aus, als in jenen Clubs und Etablissements, die den Männern ihre geheimen Wünsche erfüllen.
Unter diesem Aspekt kann auch die Promiskuität vieler Homosexueller beurteilt werden. Zweifelsohne ist die Anbahnung von Sexualkontakten in der gleichgeschlechtlichen Männerszene wegen der größeren Spontaneität der Männer sehr viel einfacher, und wenn schon nicht jeder Mann gleich willig ist, so kann die Willikeit direkter erfragt werden.
3. Die Tools zur Umsetzung der Sexualität
Zweifelsohne ist das Gehirn das wichtigste und zugleich einzige Geschlechtsorgan des Menschen. Dort ist man „Mann“ oder „Frau“, dort hat man Lust oder auch nicht, dort entscheidet sich, welche Art von Sexualität stattfinden soll. Alle anderen Organe dienen lediglich der Umsetzung von Sexualität, also der Realisierung dessen, was im Gehirn praeferiert wird. Die wichtigsten Tools zur Umsetzung von Sexualität sind die Hände, gefolgt vom Mund. Erst ganz zum Schluß kommen die Geschlechtsorgane, die Scheide und der Penis.
Die Auswahl der Tools ist ein ganz wesentlicher Unterschied zwischen gleich- und vergeschiedengeschlechtlicher Sexualität. Hier Scheide und Penis, dort zwei Penisse mit verschiedenen penetrationsbereiten Körperöffnungen. Die Vorstellung dessen, was dann genau im Bett zweier Männer passiert, bleibt der Phanstasie des Einzelnen überlassen.
4. Analverkehr
Der Analverkehr, in Gesellschaftskreisen als Inbegriff homosexueller Sexualität mißverstanden, ist bei gleichgeschlechtlich liebenden Männern bei weitem nicht so populär wie man glauben könnte. Und bei verschiedengeschlechtlich liebenden Pärchen bei weitem populärer als man glauben wollte.
Konkret: immerhin 14% aller Heteropärchen (-die Motivationen dazu sind wohl sehr verschieden), aber nur 40% der Homopärchen pflegen regelmäßig Analverkehr.
Dass der Analbereich eine erogene Zone bei Männern und Frauen darstellt, muss unter meinen erwachsenen Lesern nicht betont werden. Der Wunsch zur passiven Penetration ist bei wenigen Männern, aber vielen Frauen im Gehirn angelegt, wohl als Zeichen eines feminin differenzierten Gehirns.