Was hat Sex mit dem Kimawandel zu tun?

Der Klimawandel ist das Thema des Jahres, und es steht fest, es wird uns in nächster Zeit nicht loslassen. Mit den Fakten konfrontiert reagieren die Menschen äußerst unterschiedlich, – von gleichgültig – ( was ist Kohlendioxid?) – bis hysterisch. Vor allem die aus Deutschland herüberschwappende Diskussion rund um den Fleischkonsum kann von vielen Fleischessern, vor allem Männern, nur schwer gewertet werden. Diesen  Eindruck jedenfalls vermittelt eine steigende Anzahl von Anfragen, die mich bewogen hat, diesen Artikel zu schreiben.

Um die Zusammenhäng zu begreifen, muss man ein Minimum an Wissen voraussetzen. Dieses wäre: das Leben aller Säugetiere hängt davon ab, dass sich genügend Sauerstoff in der Atmosphäre unseres Planeten befindet, denn Säugetiere, – auch der Mensch ist ein Säugetier  –, atmen Sauerstoff (O2) ein und Kohlendioxid (CO2) aus. Diese Feststellung ist insofern von Bedeutung, weil ja die Uratmosphäre keinen molekularen Sauerstoff (O2) enthielt. Die Anreicherung von Sauerstoff in der Gashülle unseres Planeten ist bereits eine Folge des sich hier entwickelnden Lebens. Eine sehr große Anzahl von niedrigen Lebewesen produzierte über Photosynthese Sauerstoff, und schaffte damit die Voraussetzung für die Entwicklung höherer Lebensformen.

Wir halten also fest: die Gashülle der Erde wurde schon mehrmals durch Lebewesen verändert, – nicht immer zu deren Nachteil:

  1. Sauerstoff ist ein Biokatalysator, er beschleunigt Stoffwechselvorgänge, – eine unbedingte Voraussetzung für die Entwicklung höherer Lebewesen.
  2. Sauerstoff in der Atmosphäre führte zur Anreicherung von Ozon (O3) in der Stratosphäre. Die Ozonschicht schützt vor schädlichen Sonnenstrahlen und ermöglichte die Besiedelung der Erdoberfläche. Dieser Vorgang spielte sich vor 350 Mio. Jahren ab, bis dahin – etwa 3,5 Milliarden Jahre lang – gab es Leben fast ausschließlich im Wasser.

Säugetiere produzieren mit dem eingeatmeten Sauerstoff und Zucker Energie. Die Abfallprodukte dieser Art der Energiebereitstellung sind Wasser und C02.

So schließt sich der Kreis: Säugetiere atmen also Sauerstoff ein und CO2 aus.

Der CO2 – Gehalt der Ausatemluft des Menschen liegt durchschnittlich bei vier Prozent, also bei 40 Milliliter pro Liter ausgeatmeter Luft (Dr. Matthias Heil, Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung). Dabei gibt es aber ganz erhebliche Schwankungen. Große und muskelstarke Menschen haben einen höheren Grundumsatz als kleine inaktive, sie produzieren bereits in Ruhe mehr CO2. Bei körperlicher Aktivität wird die Sache noch deutlicher: während beim ruhenden Menschen etwa 4 Liter Luft die Lungen durchströmen, steigt das Volumen beim Sportler auf bis zu 50 Liter.

Der große, muskelstarke, sportliche Mann hat also eine wesentlich schlechtere Klimabilanz als die zierliche, sportlich inaktive Frau (solange sie beim Liegen nicht fernsieht).

Dazu kommt, dass Männer mehr und öfter Fleisch essen als Frauen und auch weniger bereit sind, darauf zu verzichten. Der Haken daran ist, dass Fleisch von Säugetieren stammt, die wieder Sauerstoff ein-, und Kohlendioxid ausatmen. Somit hat der Mann einmal mehr sehr gute Chancen zum Sündenbock zu werden, diesmal zum Klimasündenbock: er ist nicht nur um stattliche 11 cm größer als die Frau (!), er hat auch mehr Muskel. Der Muskelanteil bei Männern liegt bei durchschnittlich 38%, bei Frauen bei nur 31%.

Und jetzt kommt`s: Männer wollen auch mehr Sex als Frauen. Von manchen Frauen wird dies zwar bestritten, die Fakten sprechen aber eine deutliche Sprache: Männer masturbieren deutlich häufiger als Frauen, nehmen wesentlich mehr Aufwand in Kauf um zu Sex zu kommen und geben auch mehr Geld aus für Sex (Prostitutionskunden sind männlich).

Der Leumund von Sexualität ist also belastet, im Wissen um die Aussichtslosigkeit sie abschaffen zu wollen (ein Verbot von Sexualität unter 23 Jahren wurde angeblich schon diskutiert!?), bemühen sich Politiker wenigstens um deren Reglementierung: noch nie war Sexualität so tabuisiert wie heute.

Sex ist aber auch aus Gründen des Klimaschutzes zu hinterfragen. Denn:

Erstens handelt es sich dabei um eine Art sportlicher Betätigung. Laut Anthony Karelis (veröffentlicht unter focus.de) verbrauchen Männer beim Sex  durchschnittlich 101 Kalorien und Frauen nur 69. Auch hier weisen die Männer die schlechtere Klimabilanz auf, warum dies so ist, kann man nur vermuten.

Zweitens aber dient Sexualität der Vermehrung von Säugetieren. Menschliche Sexualität vermehrt akkurat jenes Säugetier, das sich in den letzten 100 Jahren ganz außergewöhnlich vermehrt hat, so sehr, dass der Lebensraum anderer Säugetiere zu eng zu werden droht.

Die UNO rechnet für die nächsten Jahre mit einem Bevölkerungswachstum von 78 Millionen pro Jahr, sodass unsere Erde im Jahr 2050 knapp 10 Milliarden Menschen beherbergen wird. 10 Milliarden Menschen werden im Jahre 2050 mit jedem Atemzug Kohlendioxid produzieren, werden Fleisch essen (der Fleischkonsum in Deutschland sinkt zwar, die Fleischproduktion aber steigt der Exporte wegen!), ein erheblicher Teil von ihnen wird ein Auto besitzen oder mit dem Flugzeug in den Urlaub fahren wollen.

Die Konseqenzen aus diesen Fakten lägen auf der Hand, lassen sich aber nicht umsetzen.

Rosige Aussichten sind dies jedenfalls nicht.

Dr. Georg Pfau, Sexualmediziner, Männerarzt

überarbeitet in Meran am 2. Juni 2021