Was ist „Gender“?

Was ist „Gender“?

Unter Gender versteht man in der Sexualmedizin das psychosoziale Geschlecht. Es steht im Gegensatz zu Sex, dem biologischen Geschlecht. Die Unterscheidung von Sex und Gender hat sich in Wissenschaft und Gesellschaft etabliert, wahrscheinlich ist sie auch sinnvoll, korrekt ist sie jedenfalls nicht.

Gender als Begriff wurde von der Politik vereinnamt und steht dort für profeministische Politik. So versteht man unter „Gendern“ die sprachliche Bezugnahme auf beide biologischen Geschlechter, das hat aber mit der ursprünglichen Bedeutung des Wortes nichts zu tun. Auf diese Weise entstand auch der Eindruck, Gender wäre für die Frauen und gegen die Männer (also profeministisch und antimaskulinistisch) gerichtet. Auch dies ist nicht korrekt.

Gender, das psychosoziale Geschlecht betrifft beide Geschlechter im selben Umfang, selbstverständlich unterscheidet man bei Frauen und Männern Sex und Gender. Gendern heisst daher nicht, Frauen zu ihren Rechten zu verhelfen, schon gar nicht Frauen zu bevorzugen, sondern beide Geschlechter gleich zu behandeln und auf ihre geschlechtstypischen und geschlechtsdifferenzierenden Eigenarten ein zu gehen.

„Gender based medicine meint, dass man das Geschlecht im Gesundsein und Kranksein berücksichtigt und man wissen sollte, dass sich Männer und Frauen darin, wie sie über Krankheit berichten, wann sie krank werden, wann sie zum Arzt gehen, wie sie behandelt werden möchten oder mit einer Erkrankung leben, unterscheiden“, erklärt die Mitbegründerin der Medizinplattform „Frauen für Frauen“ www.frauenfuerfrauen.org, Frau Prof. Gabriele Fischer.

Gendern hat daher mit Gleichstellung nichts zu tun, – das geht gar nicht*, denn die Geschlechter sind unterschiedlich und verfügen auch über unterschiedliche Ressourcen – , sondern ganz im Gegenteil, es heisst, die Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu erforschen und ihnen Respekt entgegen zu bringen. So dass Männer Männer sein dürfen, und Frauen Frauen.

*Selbstverständlich muss es eine Gleichstellung vor dem Gesetz geben, eigentlich sollte vor dem Gesetz das Geschlecht überhaupt keine Rolle spielen. Eine biologische Gleichstellung kann es aber nicht geben, dafür gibt es zu große biologistische Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Sex, das biologische Geschlecht bedarf keinerlei Erläuterung und ist für jeden leicht verständlich. Der biologische Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern geht bis tief hinein in die Zellen und die Molekularmedizin, das biologische Geschlecht ist aber auch äusserlich sehr gut ersichtlich: an den unterschiedlichen Geschlechtsorganen und am unterschiedlichen Körperbau. Es ist daher jedem leicht verständlich zu machen, dass sich Männer und Frauen biologisch (d.h. körperlich)  voneinander unterscheiden.

Bei Gender, dem psychoszozialen Geschlecht ist das schon etwas anders. Es umfaßt jene Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Denken und Tun, die man an den unterschiedlichen Verhaltensmustern erkennen kann. Im Sprachgebrauch der geisteswissenschaftlichen Fächer sind diese Verhaltensmuster ausschliesslich erlernt, somit würde Gender jene Unterschiede zwischen den Geschlechtern beschreiben, die erlernt sind. („Beauvoirs:“Eine Frau wird nicht als Frau geboren, sondern dazu gemacht“.)

Die Crux bei der Sache ist nun die, dass ein Teil der geschlechtstypischen Verhaltensmuster weder erlernt noch anerzogen wurde, sondern auch biologisch motiviert und zum Teil auch angeboren ist. Dieser Part der angeborenen Verhaltensunterschiede zwischen Männern und Frauen wird aber mit dem Begriff Gender nicht eingeschlossen, da dieser ja als psychosoziales Geschlecht definiert wird.

Ich plädiere daher dafür, Gender als das psychosoziale Geschlcht nur für jene Geschlechtereigenschaften zu verwenden, die erlernt, also sozialisiert sind. Jene Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die biologistisch begründet sind, sollten als das cerebrale Geschlecht abgehandelt werden.

Dies wäre eine neue Definition des Begriffes Gender, die der wissenschaftlichen Realität entspricht. Da aber manche Geisteswissenschafter (v.a. aus der Soziologie, der Psychologie etc….) genetisiertes Verhalten entgegen der Kenntnis der Wissenschaft weiterhin leugnen, hat eine solche Begriffsveränderung derzeit keine Chance auf Verwirklichung.

Der Gender-Mediziner für die Männer ist der Männerarzt. Er beschäftigt sich mit den bio-psycho-sozialen Facetten des Mannseins und der Männlichkeit und hat dafür eine besondere Ausbildung.

Dr. Georg Pfau, Männerarzt, Sexualmediziner

Überarbeitet im Juli 2021