Gedanken zum Mannsein

In zahlreichen Artikeln und Büchern beschäftigen sich Autoren mit der „Neuen Rolle des Mannes in der Gesellschaft“. Dabei werden Szenarien dargestellt, wie schwangere Männer auf Titelblättern von Journalen posieren (News 23 09 2004) oder es wird überhaupt versucht zu erklären, warum Männer bald aussterben werden, frei nach dem Motto „Männer- das überflüssige Geschlecht“. (Steve Jones: der Mann – ein Irrtum der Natur? ISBN 3 49961961 X).

Dass solche Behauptungen ganz einfach Unsinn sind, braucht nicht näher erläutert zu werden. Manche Autoren und Kolumnisten versuchen eben, durch Provokation die Verkaufszahlen ihrer Bücher zu steigern. Aber auch die Diskussion über eine „Neue Rolle des Mannes in der Gesellschaft“ ist eine Anmaßung, denn nicht die Gesellschaft bestimmt über die Rolle der Geschlechter, sondern die Evolution. Die Sozialisation hat hier zweifelsfrei ein gehöriges Wörtchen mit zu reden, die Rolle des Mannes als Erzeuger von Nachkommen und als Jäger wird sich deswegen aber kaum ändern. Auch in matriachalischen Kulturen hat der Mann die Frau penetriert.

Es gibt nun mal 2 Geschlechter und das ist gut so. Sie sind durch jahrmillionenalte evolutionäre Entwicklung aufeinander abgestimmt und zwar in genialer Weise. Sie ergänzen sich optimal, konkurrenzieren sich aber nicht.

Doch das war nicht immer so! Wissenschafter haben herausgefunden, dass das Leben auf diesem Planeten ungefähr 3,3 Milliarden Jahre lang aus niedrig entwickelten Lebewesen bestanden hat, die sich nicht sexuell, sondern durch Zellteilung fortgepflanzt haben, was nichts anderes bedeutet, als dass immer wieder Klone von vorausgehenden Generationen geschaffen wurden. Das Ergebnis liegt auf der Hand: der Stillstand der Evolution!

Warum es schließlich dazu gekommen ist, dass sich ein zweites, „männliches“ Geschlecht entwickelt hat, weiß niemand, es besteht aber kein Zweifel, dass diese Entwicklung einen Quantensprung für die Evolution bedeutet hat. Der Umstand, dass neues Leben nur aus der Verschmelzung verschiedener Erbanlagen entstehen kann, war die Grundlage für die Entstehung von höherem Leben.

Aus diesen Darstellungen kann man aber ganz leicht erkennen, dass die Natur den Männern einen ganz klaren Auftrag gegeben hat: den Fortgang der Evolution zu beschleunigen, indem der Mann seine „selfish genes“ möglichst weit verbreitet.

Selbstverständlich müssen wir Männer den Frauen neidlos zugestehen, die Urform des Lebens zu repräsentieren. Die Bibel irrt! – denn der Mann ist aus der Frau hervorgegangen und nicht umgekehrt, aber auch die Gesellschaft irrt, indem sie glaubt, die Rolle des Mannes immer wieder „neu“ definieren zu können.

Es ist das Testosteron, das den Mann zum Jäger macht!

Es dringt in die Zelle ein und sucht sich sofort das „Allerheiligste“, den Zellkern, den Sitz des Genoms. Dort dockt es – ohne den genetischen Code zu verändern – an und verändert lediglich die Genexpression, das heißt nicht das Genom wird verändert, sondern das, was es bewirkt.

Stellen Sie sich einen Jungen vor und vergleichen sie sein Erscheinungsbild vor und nach der Pubertät. Unter Testosteroneinfluss bleibt nichts wie es war, das Äußere, aber auch die Denkweise und die Psyche dieses jungen Mannes ist nun völlig verändert.

Testosteron vermehrt den Muskel und vermindert das Fett, kräftigt den Knochen und schärft die Sinne, verursacht typisch männliche Verhaltensmuster und verändert die Denkweise. Männer fokusieren, experimentieren und lösen Probleme, sind schmerzunempfindlicher als die Frauen und auch ihre Sexualität unterscheidet sich ganz wesentlich von der der Frauen: Männer unterliegen keinem Zyklus und sind sexuell wesentlich aktiver als Frauen.

Dass all diese Auswirkungen tatsächlich testosteronbedingt sind, hat man durch Versuche zweifelsfrei bewiesen: es gibt aufwändige Tierexperimente mit der Verabreichung unterschiedlicher Hormone, die beweisen, daß das Interesse an unterschiedlichem Spielzeug hormongesteuert ist. Unter Testosteron greifen Rhesusaffen zur elektrischen Eisenbahn, unter Östrogenen zur Puppe.

Die Ansprüche der heutigen Gesellschaft, explizit der Frauen an die Männer hat jahrzehntelang zu Verunsicherung und Depression geführt. Männer sollten tagsüber mit dem Staubsauger durchs Haus wedeln und abends den feurigen Liebhaber mimen. Doch inzwischen gibt es gegenteilige Ambitionen, die ausgerechnet wieder von Frauen lanciert werden: wieder einmal soll der Mann „sterben“, diesmal aber nur der verweichlichte, angepasste Mann: „Stirb Susi!“ ist der Titel zum passenden Buch einer weiblichen Autorin, namens Wäis Kiani.

Als Mann und Autor dieser Kolumne muss ich aber von den Männern selbst mehr Mut einmahnen, „unsere“ Bedürfnisse zu artikulieren und auch zu leben. Lassen wir uns nicht verunsichern, denn die Gesellschaft hat nicht darüber zu befinden, wie wir zu sein haben. Wir sind von der Natur mit Talenten und Fähigkeiten ausgestattet worden, die die Menschheit weitergebracht haben und ihr viel Freude bereiten. Wir sollten es uns auch nicht nehmen lassen, unserer Freude am Leben dadurch Ausdruck zu verleihen, dass wir das sind, was wir sind: eben Männer!

Buchtip: „Stirb Susi!“ vom Kiani Wais.