Was ist eigentlich ein Mann?

Jedes neugeborene Kind bekommt sein Geschlecht festgelegt, indem es zum „Jungen“ oder zum „Mädchen“ erklärt wird. Das macht die Hebamme. Das Merkmal dieses zugeteilten Geschlechts ist der von den Eltern auserwählte Name: ist „es“ ein „Junge“, so bekommt es einen Bubennamen, ist „es“ ein Mädchen, dann  eben einen Mädchennamen. In den meisten Fällen wird hieraus kein Problem entstehen, denn in den meisten Fällen stimmt das biologische mit dem psychosozialen Geschlecht überein.

Stimmen biologisches und psychosoziales Geschlecht nicht überein, kommt es bei den Betroffenen zu inneren Konflikten, die in der Sexualmedizin als „Störungen der Geschlechtsidentität“ beschrieben werden.

Folgende Fragen drängen sich auf:  Was ist ein Mann? Was ist eine Frau? Muss jeder Mann ein Y-Chromosom haben? Ist der Penis Voaussetzung dafür ein Mann zu sein? Kann eine Person, die über ein Y-Chromosom verfügt auch eine Frau sein?

Fest steht jedenfalls, daß der Chromosomensatz  für das äussere Erscheinungsbild als Mann oder Frau nur bedingt verantwortlich ist, ganz sicher aber ist er nicht verantwortlich für jenes Bewusstsein, sich diesem oder jenem Geschlecht zugehörig zu fühlen. So können sich Menschen mit einem männlichen Chromosomensatz durchaus auch als Frau fühlen, denn über die Geschlechtsidentität entscheiden letzlich die Hormone.

Jede Person hat übrigens verschiedene Identitäten, zum Beispiel: die Geschlechtsidentität (zu welchem Geschlecht möchte die betroffene Person selbst zugezählt werden?);

die ethnische Identität (zu welchem Typus Mensch fühlt man sich zugehörig? Bin ich Weisser, Farbiger, Asiate?);

die nationale Identität (fühlt sich jemand als Österreicher, Engländer oder Franzose?);

die berufliche Identität (ist jemand Arzt, Wirtschaftstreibender oder Künstler?).

Manche Identitäten sind bei der Geburt festgelegt.

Zum Beispiel die ethnische Identität (Europäer bleiben Europäer, Schwarzafrikaner bleiben Schwarzafrikaner),…. obwohl auch hier Veränderungen gewünscht werden können, wie dies der Fall Michael Jackson deutlich gemacht hat. Er hat mit allen Mitteln versucht, zum „Weissen“ zu werden und hat auch Operationen nicht gescheut. Man kann hier sicher von einer „Störung der ethnischen Identität“ sprechen.

Andere Identitäten werden erworben und können auch verändert werden.

Während sich die ethnische Identität kaum oder nur schlecht verändern lässt, gibt es Identitäten, die veränderbar sind. Zum Beispiel die Zugehörigkeit zu einem Volk. Der Franzose wird sich als Franzose fühlen, genauso wie sich der Österreicher als Österreicher fühlen wird. Es wird sich aber niemand daran stoßen, daß ein Franzose, der  nach Amerika auswanderte, sich nach einer gewissen Zeit als Amerikaner fühlt. Er hat somit seine nationale Identität verändert.

Andere, durchaus veränderbare Identitäten, lassen sich nicht so leicht verändern, weil deren Veränderung stigmatisiert wird. Dazu gehört wohl die Geschlechtsidentität, deren Veränderung große gesellschaftliche Probleme mit sich bringt…., so wie viele Themen in der Sexualmedizin stigmatisiert oder zumindestens tabuisiert sind. Es ist der Sinn dieser Homepage an der Behebung dieser Stigmata mit zu wirken, denn es gibt Phaenomene, die „normal“ sind, obwohl sie nicht als normal empfunden werden.

Immer wieder frage ich mich, was denn daran so schlimm sein kann wenn ein Mensch sein Geschlecht verändert? Wem fügt dies Schaden zu, was ändert sich für sein Umfeld, für die Gesellschaft, die so große Probleme mit solchen Phaenomenen hat?Darauf gibt es keine plausible Antwort. Dies ist natürlich ein Bezug auf die Problematik der Transsexualität.

Sex: Das biologische Geschlecht

„Sex“ ist das biologische Geschlecht eines Menschen. Es wird durch die Geschlechtsmerkmale festgelegt, die differenzierend oder typisch sein können.

Geschlechtsdifferenzierende Merkmale kommen nur bei einem der beider Geschlechter vor, die Ausnahme bedeutet Krankheit. Ganz anders ist das bei den geschlechtstypischen Merkmalen, hier ist die Ausnahme normal. Typischerweise kommen sie bei einem der beiden Geschlechter häufiger vor als beim anderen. Das Ausmaß mit dem sich die beiden Geschlechter in geschlechtstypischen Merkmalen voneinander unterscheiden wird in der Effektstärke angegeben.

Beispiele: für Männer geschlechtsdifferenzierend sind sicher einmal die primären Geschlechtsorgane. Es gilt: jeder (gesunde) Mann hat einen Penis, keine Frau hat einen Penis. Die Ausnahme von dieser Regel bedeutet Krankheit. Die tiefe Stimme ist lediglich geschlechtstypisch für Männer, denn es gibt auch Frauen mit tiefer Stimme.

Somit ist zusammenfassend das biologische Geschlecht  jenes Geschlecht, welches einem Menschen auf Grund seines Erscheinungsbildes und seines Verhaltens zugeteilt wird. Es muß mit dem psychosozialen Geschlecht nicht übereinstimmen.

Das Y-Chromosom
Das männliche Geschlechtschromosom ist  das “Y”-Chromosom. Es ist geschlechtsdifferenzierend für Männer, im Sinne des biologischen Geschlechtes hat jeder Mann ein Y-Chromosom und keine Frau hat ein Y-Chromosom. So gesehen ist das Y-Chromosom das wahre Geschlechtschromosom, denn es unterscheidet den Mann von den Frauen, was man vom X-Chromosom keinesfalls behaupten kann. Es kommt ja bei beiden Geschlechtern vor.
Jeder Mann besitzt nur ein einziges Y-Chromosom, was wieder eine Besonderheit darstellt, da die anderen Chromosomen ja paarweise angelegt sind. Deswegen sind strukturelle Fehler besonders gefährlich, weil man(n) nicht auf ein zweites, gesundes zurückgreifen kann. Während sich die Gene der paarig angelegten Chromosomen beim Crossing-over und nach der Befruchtung austauschen und vermischen, steht das Y-Chromosom alleine da. Dies ist der Grund für die große Anfälligkeit der Männer für genetische Krankheiten.

Das Y-Chromosom ist also der Inbegriff des Männlichen, alle sonstigen Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind direkt oder indirekt durch das Y-Chromosom bedingt.

Jungs bekommen ihr Y-Chromosom immer vom Vater, das Y-Chromosom ist also geschlechtsdifferenzierend für Männer, es vererbt sich in der männlichen Linie.

Das Y-Chromosom macht den Mann zum Mann, auf ihm liegt das SRY-Gen, das für die Entwicklung der Hoden verantwortlich ist.

Groß ist es nicht, das Y-Chromosom, es besitzt 23 Millionen Basenpaare und nur 78 Gene (Universität Heidelberg). Zweifelsohne ist es nur ein „Fragment“, doch es sind gerade diese 78 Gene, die wir Männer mehr haben als die Frauen.

Der Phallus als Symbol des Männlichen

Die Gesellschaft nimmt den Mann als dasjenige Geschlecht wahr, das mit einem Penis geboren wurde. Schon die Namensgebung eines Neugeborenen richtet sich nach den äußeren Genitalien. Hat es einen Phallus, ist es ein Bub, hat es keinen ist es ein Mädchen.

Der Penis ist somit der Inbegriff des Männlichen und das war schon immer so.

Die Präsentation des erigierten Penis gehört bei den Totenkopfäffchen zum ganz normalen Imponiergehabe, aber auch bei unseren nächsten Verwandten im Tierreich, den Primaten, gehört das genitale Präsentieren zum normalen Repertoire des Imponierens.

Es ist das Wesen der menschlichen Zivilisation Sex und Erotik zu verkomplizieren, doch in Wirklichkeit hat die Evolution zum Homo sapiens nichts daran geändert: auch Männer von Heute sind stolz darauf, was sie „haben“, auch wenn es heutzutage opportun ist, „alles“ ein wenig zu verstecken. Unter dem Einfluss des US-amerikanischen Konservativismus hat sich vieles verändert, doch der Umgang mit den männlichen Genitalien war schon mal unkomplizierter, wie manches Gemälde beweist.

Auch der römisch – deutsche Kaiser Maximilian hatte kein Problem damit, seine männlichen Attribute in deutlicher Form zu präsentieren. Dabei war die Penishülle in aufreizender Weise gleich so geformt, dass jederzeit eine Erektion drin Platz hätte, und das grenzt ja wirklich schon an Angeberei.

Gender: das psychosoziale Geschlecht

Das psychosoziale Geschlecht ist da ein sehr viel komplizierterer Begriff. Er beschreibt, welchem Geschlecht sich ein Mensch in seine Psyche zugehörig fühlt und wie er von seinem sozialen Umfeld gesehen werden möchte.

Es muß mit dem biologischen Geschlecht nicht übereinstimmen.

Geschlechtszugehörigkeit

Die Geschlechtszugehörigkeit ist ein weiterer Begriff aus der Sexualmedizin, der einer Erläuterung bedarf.

Man versteht darunter das biologische Geschlecht, welches auf Grund von Geschlechtsmerkmalen (siehe oben) einem Menschen zugeordnet wird.

Die Geschlechtszugehörigkeit wird immer dann männlich sein, wenn die primären Geschlechtsmerkmale männlich sind.

Geschlechtsidendität

Im Gegensatz zur Geschlechtszugehörigkeit, die zugeteilt wurde, spielt sich die Geschlechtsidentität im Gehirn des Betroffenen ab. Sie beschreibt also jenes Geschlecht, zu dem sich ein Mensch aus dem eigenen Bewusstsein heraus zugehörig fühlt. Manch Neugeborenes wurde als „männlich“ deklariert, fühlt sich aber später als dem weiblichen Geschlecht zugehörig (oder umgekehrt). Die Problematik besteht wohl darin, dass die Zuteilung des Geschlechtes unmittelbar nach der Geburt zeitlich viel früher erfolgt, als sich der/die, dem/der das Geschlecht zugeteilt wurde, dazu äussern kann. Konsequenterweise müsste man aus diesen Erkenntnissen fordern, dass die Bestimmung der Geschlechtszugehörigkeit unabhängig zur genitalen Ausstattung erst zu jenem Zeitpunkt erfolgen sollte, zu dem sich das cerebrale Geschlecht (Gehirngeschlecht) bewusst gemacht hat. Und das, liebe Leser, ist erst nach dem Ablauf der Pubertät der Fall. Also mit 18.

Geschlechtsrolle

Die Geschlechtsrolle ist die Manifestation der Geschlechtsidentität nach aussen. Alles das was jemand tut um als männlich oder weiblich wahrgenommen zu werden, kann unter Geschlechtsrolle subsummiert werden.

Die unter „Geschlechterrolle“ fallenden Aktivitäten können angeboren (genetisiert) sein oder erworben. Dazu ein einfaches Beispiel: Balzverhalten, auch Sexualverhalten, wie der Wunsch zu penetrieren, ist angeborenes, also genetisiertes Verhalten. Das beweisen Tierversuche. Wer im Haushalt kocht oder die Wäsche macht, ist natürlich erworbenes Verhaltensmuster.

Geschlechtsrollenbilder rund um Sexualität scheinen im großen Ausmaß vererbt zu sein. So muss man einen Schimpansenjungen nicht lehren, wie er ein Weibchen begatten muss. Dies ist verständlich, denn die Evolution legt das „Know-How“ rund um Fortpflanzung nicht in die Hände des Menschen, sondern behält es sich vor, sich selbst darum zu kümmern. Verhaltensforscher haben sich mit dieser Fragestellung intensiv auseinandergesetzt, etwa Konrad Lorenz oder Otto König. Ein von seinen Artgenossen isoliert aufgezogener Entenjunge beherrscht ohne jeden Lernprozess die ihm zugedachten Rollen als Erpel: vom Balszverhalten bis zum Akt der Penetration muss nichts gelernt werden. All dies hat er in seinen Genen.

Und die Moral von der Geschichte?

Der Stand der modernen Wissenschaft lässt es heute nicht mehr zu, einem Menschen das Geschlecht nach dessen äusserem Erscheinungsbild zu zu teilen. Wir wissen heute, dass das biologische Geschlecht mit der Geschlechtsidentität nicht übereinstimmen muss.

Das einzig zulässige Kriterium für die Festlegung der Geschlechtszugehörigkeit kann daher nur der freie Wille eines Menschen sein, einem der beiden Geschlechter zugehörig sein zu wollen.

Ein Mann ist daher jeder Mensch, der ein Mann sein möchte. Dies gilt natürlich gleichermassen für Frauen.

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