Männercheck – die Untersuchung des Mannes

Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte), körperliche Untersuchung und die abschliessende Befundbesprechung sind im Arzt-Patienten-Verhältnis die wesentlichen Kontakte, ohne die die Tätigkeit des Arztes nicht möglich ist. Alle diese Tätigkeiten müssen laut Ärztegesetz „unmittelbar“ erfolgen, das heisst in einem persönlichen Arzt-Patienten-Gespräch. Die Behandlung eines Patienten per Teleophon oder gar per Internet ist – ausser kurze, allgemein gefasste Auskünfte – nicht möglich.

Eine von Kopf bis Fuss reichende, eingehende körperliche Untersuchung des entkleideten Patienten ist heutzutage eine der Realität widersprechende Idealvorstellung. Ich versuche allerdings dieser Idealvorstrellung möglichst nahe zu kommen, deshalb ist es mir nicht immer möglich, die Männersprechstunde in die Kassenpraxis zu integrieren. Die „umfassende“ Untersuchung und das sie begleitende Gespräch dauert eher 60 als 30 Minuten, vor allem wenn es sich um einen Erstkontakt handelt. Es ist daher verständlich, dass es meiner Intention entspricht, diese Art von Medizin ausserhalb die Ordinationszeiten zu verlegen.

Falsche Scheu von Seiten der Patienten, aber auch der Ärzte kann fatale Folgen haben. Es ist bekannt, daß das Hodencarcinom der häufigste Krebs des jungen Mannes ist, dennoch ist die Begutachtung des Genitales der Männern nicht einmal Bestandteil der Gesundenuntersuchung, ein sehr bemerkenswerter Umstand.

Daher gehört zu jeder umfassenden Untersuchung eines Mannes die Untersuchung der Geschlechtsorgane inclusive der Prostata. Selbst ein zufällig entdeckter Leistenbruch rechtfertigt diese einfache Prozedur.

Weil aber eine solche Untersuchung einen Eingriff in die Intimsphäre eines Mannes darstellt, muss man natürlich vorher das Einverständnis einholen. Ein routinierter Arzt frägt etwa so: wie weit soll ich Sie denn untersuchen? Oder: ist es in Ihrem Interesse, wenn ich mir die Geschlechtsorgane ansehe?

Willigt der Patient ein, ist es gut, willigt er nicht ein, so ist das sein gutes Recht. Der Arzt wird einen Vermerk in der Kartei machen…und man geht zum nächsten Tagesordnungspunkt.

Fest steht, dass eine Untersuchung immer nur in jenem Umfang durchgeführt wird, wie dies vom Patienten gewünscht wird. Umgekehrt muss ein Patient sich bewusst sein, dass über nicht durchgeführte Untersuchungen keine Befunde ausgestellt werden können.

Viele Männer kommen zum Männerarzt und haben nicht einmal Beschwerden, sondern wollen sich nur „anschauen“ lassen. Sie wollen einfach nur wissen, dass sie gesund sind; auch das ist ein ausreichendes Motiv zum Männerarzt zu gehen.

Der komplette Untersuchungsvorgang eines Mannes sollte oder kann folgende Schritte umfassen, das vorher erteilte Einverständnis des Untersuchten vorausgesetzt:

Routinemäßige Untersuchungen:

ein Laborbefund mit den relevanten Parametern, die natürlich von Mann zu Mann verschieden sind. Da geht es um die üblichen Parameter zur Überprüfung der Organfunktionen  (etwa Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse), aber auch um die Überprüfung von Infektionskrankheiten (z.B. HIV, sexuell übertragbare Erkrankungen) und spezifisch männliche Laborwerte wie für Hormone, Prostata oder Hoden (PSA, AFP, HCG, Testo, LH, FSH….).

die Bestimmung der Körpermaße (Größe, Gewicht, Bauchumfang)

die Erhebung von Routineparameter (Blutdruck, Puls..)

die physiaklische Krankenuntersuchung gemäß der ärztlichen Kunst (Abhorchen von Lunge, Herz, Abtasten der Bauchorgane, Prüfen der Reflexe etc….)

Je nach Beschwerden oder auf Wunsch des Patienten:

das Abtasten der Hoden (bei Verdacht auf Entzündung, Schwellung, Größe, Schmerzen, Krebs?),

die Ultraschalluntersuchung der Hoden zur Bestimmung der Größe und der Organbeschaffenheit,

die Inspektion (Ansehen) der äusseren Genitalien (wegen Ausschlägen, Feigwarzen, Ausfluß…),

das Reponieren (Zurückschieben) der Vorhaut (wegen Vorhautverengung, zu kurzem Vorhautbändchen, Hygiene, Ausschläge…),

das Tasten der Leisten (wegen Lymphknoten, Leistenbruch),

das rectale Abtasten der Prostata (bei jungen Männern nur in manchen Fällen bei Verdacht auf Entzündung, bei älteren Männern ab 40 in jedem Fall wegen Hyperplasie und Krebs),

die Ultraschalluntersuchung der Prostata (in begründeteten Fällen bei Verdacht auf Entzündung, Prostatahyperplasie…),

das Spermiogramm (bei Verdacht auf Störungen der Fruchtbarkeit),

die Spermakultur (bei Verdacht auf Infektionen),

der Harnröhrenabstrich (bei Verdacht auf bestimmte Infektionen),

die Inspektion und Palpation der männlichen Brust (wegen Brustkrebs oder Gynäkomastie),

die Inspektion des Körperbaues auf Fettmasse und Muskelmasse (wegen möglicher hormoneller Defizite).

Selbstverständlich gibt es noch weiterführende Untersuchungen, die je nach Bedarf in Anspruch genommen werden können oder müssen.